Wächter des Wortes
5Mo 4,2-Tests – Teil 9:
Sabbat – “Du darfst nicht”–Gebote

Muss man am Sabbat die Torah lesen?

Bei der Beantwortung dieser Frage, als auch bei jeder anderen, wo man eine Lehre gemäß der Torah prüft, muss man sich zuerst eine andere Frage stellen. Mit dieser Frage wird man dann eine gesunde Ausgangslage für die Prüfung haben, ob es sich dabei um ein Menschengebot oder um ein Gebot Gottes handelt:

blankWo steht das entsprechende Gebot geschrieben?
G
enauer:
Wo steht das Gebot in der Torah geschrieben?
Ganz ohne menschliche Deutung, sondern einfach klipp und klar.

Für unsere Prüfung hier würde das bedeuten: Wo steht geschrieben: “Du sollst am Sabbat aus der Torah lesen.”?

Nirgends. Wir lesen davon, dass am Ende von sieben Jahren zum Erlassjahr die Torah vorgelesen werden soll (5Mo 31,11) oder dass ein König Israels alle Tage seines Lebens darin lesen soll (5Mo 17,19), aber von einem Gebot, am Sabbat die Torah lesen zu müssen, steht nichts geschrieben.

Das wiederum heißt ganz automatisch, dass es keine Sünde ist, es nicht zu tun.

Ist es dennoch sinnvoll, Sabbat für Sabbat daraus zu lesen?

Aber selbstverständlich ist es das. Sogar sehr! Es ist ein kostbares Geschenk, das tun zu dürfen und es überhaupt zu können. Denn noch vor ein paar Jahrhunderten war dies gar nicht möglich. Daher ist diese Tradition eine sehr schöne und segensreiche Tradition, aber eben kein Gebot.

Wenn also jemand herkommt und behauptet, dass man sündigt, weil man das nicht macht, dann sollte er wissen, dass er selbst derjenige ist, der sündigt, weil er der Torah etwas hinzufügt, was da nicht geschrieben steht.

… 

Die Prüfung dieses ersten Punktes eignet sich super zur Veranschaulichung einer ganz grundsätzlichen Problematik. In Stichpunkten kann man diese Problematik, wie folgt zusammenfassen:

  • Nur weil etwas nicht geschrieben steht, ist es nicht gleich zu verwerfen.
  • Gleichzeitig dürfen wir, wie zuvor gesehen, aus “etwas Sinnvollem” keinesfalls ein verbindliches Gebot machen.
  • Machen wir das dennoch, stempeln wir andere  – direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst – zu Sündern ab, wenn sie dieses in unseren Augen “sinnvolle Etwas” nicht tun.
  • Geschieht das, dann hat die Bibel eine Bezeichnung dafür. Denn dann ist das das berühmte, aber in der Christenheit falsch verstandene, “Joch der Knechtschaft”:

Gal 5,1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!

Damit wir beim sanften Joch unseres Herrn (Mt 11,29) und somit den nicht schweren Geboten unseres himmlischen Vaters bleiben (5Mo 30,11-14) und auf diese Weise nicht in die Falle des Jochs der Knechtschaft fallen, ist es eben enorm wichtig, dass wir uns (und gerne auch unserem Gegenüber) immer und sofort die Frage stellen:

Wo in der Torah steht das?
Bitte keine Interpretation, keine Ableitung,
sondern klipp und klar das geschriebene Gebot Gottes?!