Muss man sich am Sabbat versammeln? Darf ich dafür reisen?
Auch hier gilt wieder: “Wenn ja, wo steht das in der Torah?”
3Mo 23,1-3 Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Das sind die Feste des HERRN, zu denen ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt. Dies sind meine Feste:
Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des HERRN, in allen euren Wohnorten.
Was ist aber, wenn man keine Versammlung kennt, die sich am Sabbat trifft?
Das ist leider ein immer wieder vorkommendes Problem. Da aber – unserem Gott sei es gedankt – er immer mehr seiner Kinder zur Torah aufweckt, gibt es auch immer mehr Gemeinschaften (meist Hauskreise), die sich am Sabbat versammeln.
In diesem Zusammenhang muss am Rande erwähnt werden, dass mittlerweile das Problem gar nicht so oft das Finden von Gemeinschaften ist, sondern eher das Zusammenbleiben dieser. Das heißt, dass man sich zwar findet, dann aber auch hin und wieder sich wieder trennt.
Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, aber einer davon ist das, was wir in dieser Serie hier behandeln: Das Hinzufügen oder Wegnehmen von Geboten und die mangelnde Prüfung der damit verbundenen Lehren. Wenn dann noch die zuvor erwähnte Übervorsicht bzw. Angst, etwas Falsches zu tun, hinzukommt, dann können diese unterschiedlichen Lehransichten schnell dazu führen, dass man sich trennt (was in den allermeisten Fällen nicht gottgewollt ist).
Daher ist es wichtig, dass wir a) das Prüfen solcher Lehren lernen, und b) lernen, in Liebe und Frieden miteinander umzugehen. Denn wir alle sind Lernende, die aus einer massiven Verwirrung kommen bzw. eben noch mitten in ihr drinstecken. Diesen Sauerteig loszuwerden, braucht Zeit und Mühe. Daher brauchen wir umso mehr Gemeinschaft, damit wir uns gegenseitig helfen und stützen können.
Aber das ist ein Thema für sich.
Daher erst einmal wieder zurück zu unseren Versammlungen. In diesem Zusammenhang wird auch häufig die Frage gestellt: “Darf man am Sabbat zur Versammlung ‘reisen’?”
Manche sagen: “Nein” und führen dann z.B. Verse, wie diesen hier an:
2Mo 16,29 Seht, weil der HERR euch den Sabbat gegeben hat, darum gibt er euch am sechsten Tag Brot für zwei Tage; bleibt jeder an seiner Stelle, niemand gehe am siebten Tag von seinem Ort weg.
Wegen diesem “bleibt jeder an seiner Stelle, niemand gehe am siebten Tag von seinem Ort weg.” lehrt man, dass Gläubige am Sabbat nicht reisen dürfen.
Frage hier wäre, wenn 2Mo 16,29 von einem allgemeingültigen Sabbat-Gebot spricht, was ist dann hiermit:
2Mo 16,4 Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen; und das Volk soll hinausgehen und den täglichen Bedarf an jedem Tag sammeln, damit ich es prüfe, ob es in meinem Gesetz wandeln wird oder nicht. … 16 Dies ist das Wort, das der HERR geboten hat: Sammelt davon, jeder nach dem Maß seines Essens; einen Gomer für den Kopf, nach der Zahl eurer Seelen, sollt ihr nehmen, jeder für die, die in seinem Zelt sind.
Das heißt, wir müssen jeden Tag hinausgehen und Brot sammeln. Einen Gomer pro Kopf. Denn das ist, was der Text sagt: “das Wort, das der HERR geboten hat”.
Jedem ist klar, dass “dieses Wort, das der HERR geboten hat” einen Zusammenhang hat und speziell für die Situation damals war. Aber wieso ist mit exakt derselben Logik und Interpretationsart das “nicht reisen dürfen” dann doch ein allgemeingültiges Gebot. Wieso ist das eine so und das andere so?
Antwort: Es ist kein allgemeingültiges Gebot, seinen Ort nicht verlassen zu dürfen.
Wie kann man das so felsenfest behaupten?
Ganz einfach: Wir blicken auf unser Vorbild. Wäre es Sünde, dann hätte er das hier nicht getan:
Mk 1,21 Und sie gingen nach Kapernaum hinein. Und sogleich am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.
Mk 2,23 Und es geschah, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken.
Wenn es tatsächlich nach einem göttlichen und nicht nach einem menschlichen Gebot verboten gewesen wäre, hätte unser Erretter gesündigt. Das hat er aber nicht, weil es eben kein Gebot Gottes gibt, das uns verbietet, am Sabbat “von unserem Ort wegzugehen”. Das war eine ganz spezielle und einmalige Situation in der Wüste, wo durch ein Wunder Gottes, sie das Manna erhielten und es nach dem vorgegebenen Sabbat-Rhythmus (6 + 1) einsammeln sollten.
…
Ein anderer Vers, der in diesem Zusammenhang als vermeintlicher Beweis aufgeführt wird, dass man keine “Reisen” machen darf, ist dieser hier:
Apg 1,12 Dann kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt, der nahe bei Jerusalem ist, einen Sabbatweg entfernt.
Hier wird nun gesagt, da hier explizit ein “Sabbatweg” erwähnt wird, muss dieser auch biblisch sein, ansonsten würde es nicht geschrieben stehen. Zu dieser Ansicht:
Mt 18,28 Als aber dieser Knecht hinausging, fand er einen Mitknecht, der war ihm 100 Denare schuldig; …
Ist ein “Denar” etwas Biblisches? Kommt er in der Torah vor? Hätte er dasselbe Gleichnis nicht mit den Schekeln aus der Torah erzählen können, anstatt eine weltliche Form des Geldes zu nutzen? Klar hätte er das, da aber diese Währung damals bekannt war, nahm er einfach den “Denar”. Damit bestätigte er aber keineswegs den “Denar” als eine göttliche Währung.
Und genau so ist es auch beim Sabbatweg. Es war eine damals weit verbreitete und bekannte Entfernung.
Die Grundlage für die Entfernung des “Sabbatwegs” ist übrigens diese Stelle hier:
4Mo 35,4-5 Und die Bezirke der Städte, die ihr den Leviten geben sollt, sollen von der Stadtmauer nach außen hin 1.000 Ellen betragen ringsum; und ihr sollt außerhalb der Stadt auf der Ostseite 2.000 Ellen abmessen und auf der Südseite 2.000 Ellen und auf der Westseite 2.000 Ellen und auf der Nordseite 2.000 Ellen, damit die Stadt in der Mitte sei; das sollen die Bezirke ihrer Städte sein.
Diese hier erwähnten 2.000 Ellen sind die aus dem heutigen Judentum bekannten 1.000 Schritte.
Wir erwähnen das deswegen, weil es wieder mal anschaulich aufzeigt, wie vermeintlich ein Vers aus der Torah ein bestehendes Menschengebot bestätigt, das da aber gar nicht steht. Der Vers wird völlig aus seinem Zusammenhang gerissen überinterpretiert. Er hat absolut gar nichts mit dem Sabbat oder einem Sabbatweg zu tun.
Und so wird das leider immer wieder gemacht, v.a. eben im Judentum. Daher müssen wir uns von dieser Art (sprich von diesem jüdischen Sauerteig) trennen, indem wir diese Lehren prüfen und schauen, ob sie der Torah etwas hinzufügen, was da nicht geschrieben steht.
So auch die nächste weit verbreitete Lehre …