Wächter des Wortes – Wie prüft man Biblisches? – Teil 8: Die Vers-Waage

Fünf nützliche Werkzeuge

Zum Abschluss möchten wir euch unabhängig von den sieben “Schritt für Schritt”-Punkten fünf ganz generelle Tipps geben, wie ihr das mit der Waage fruchtbringender umsetzen könnt:

  1. Die Einstellung haben: Glauben wie ein Kind, prüfen wie ein Beröer!

Apg 17,11 Die Beröer waren eher bereit, Gottes Botschaft anzunehmen, als die Thessalonicher. Sie hörten sich aufmerksam an, was Paulus und Silas lehrten, und forschten täglich nach, ob dies mit der Heiligen Schrift übereinstimmte.

An vielen Stellen der “Waagen-Methode” wird es enorm hilfreich für euch sein, Verse erst einmal so anzunehmen, wie sie geschrieben stehen. Ganz so wie es ein Kind machen würde, dass keine Vorprägung hat.

Dazu gleich ein kleines Beispiel: Nehmen wir an, wir wollen die Antwort auf die Frage wissen: “Wenn es nur einen Gott gibt, wer genau ist dann dieser allein wahre Gott?”

Dazu lesen wir dann die Worte Jesu, die er an seinen Vater richtet:

Joh 17,3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.

Jesus selbst beantwortet also die Frage ganz klar, direkt und in einer kinderleicht zu verstehenden Sprache. Seine Worte lassen keinerlei Raum für irgendwelche Missverständnisse oder Irrlehren.

Die Frage ist: Kann man das einfach so, wie ein Kind glauben?

Ergänzend zu dieser Frage hilft es vielleicht, wenn man sich zu diesem Beispiel vorstellt, dass ein Kind ganz direkt den Herrn fragen dürfte: “Wenn es nur einen Gott gibt, wer ist dann dieser allein wahre Gott?”. Und der Herr dem Kind dann sagt, dass der Vater der allein wahre Gott ist. Dann würde dieses Kind niemals (!) auf die Idee kommen, etwas anderes zu glauben. Es würde die Frage: “Wer ist der allein wahre Gott?” immer mit den Worten Jesu beantworten: Unser himmlischer Vater ist der allein wahre Gott! Das wäre sozusagen sein Eckstein und das Kind würde seinen Glauben auf diesen Felsen bauen.

Kinder schaffen so etwas ganz leicht, aber wir Erwachsene haben es da schwerer. Beziehungsweise genauer ausgedrückt: Wir machen es uns schwerer als es im Grunde ist. Denn auch für uns gilt ja dieselbe Aussage: Der Vater ist der allein wahre Gott. Punkt. Ende der Debatte.

Was man jetzt nur machen muss, ist, herausfinden, wie die vermeintlich widersprüchlichen Verse zu verstehen sind. Auch zu diesem Thema haben wir eine Liste mit Versen auf beiden Seiten. Wer gerne mehr dazu wissen will bzw. es selbst prüfen will, der bekommt am Ende Links dazu. 

Völlig unabhängig von diesem Beispiel kann man allgemein festhalten: Da wir meist relativ festgefahren in unseren Ansichten sind, fällt es uns schwer, teilweise ist es sogar fast unmöglich, klare biblische Aussagen einfach so wie ein Kind anzunehmen (so wie beim allein wahren Gott). Stattdessen machen wir den wohl größten Fehler, den man machen kann:

Man beschäftigt sich nicht mit diesen kinderleicht zu verstehenden Aussagen, die die eigene Meinung ins Wanken bringen würden,
sondern man lenkt seine Gedanken auf die Verse,
die die eigene Meinung bestätigen.

Auf diese Weise ist man quasi auf dem einen Auge blind. Man will die andere Seite der Waage nicht sehen. Man klammert sie bewusst oder unbewusst aus. Dadurch hilft man sich aber nicht, sondern betrügt sich leider nur selbst. Bei unserem Bild der Waage wäre das so, als würde man falsche und trügerische Gewichte auf die Waagschalen legen. Dazu:

Spr 11,1 Trügerische Waagschalen verabscheut der HERR …

Daher, wenn man eine glasklare Aussage in der Bibel liest, sollte man an ein Kind denken und sich vorstellen, wie es den betreffenden Vers verstehen würde. Sollte man eigene Kinder haben, kann man sie auch gerne direkt fragen: Lest ihnen dazu aus beiden Waagschalen vor und schaut, wie sie darauf reagieren. Man wird sehen, ein nicht vorgeprägter und unvoreingenommener (!), kindhafter Geist nimmt Gottes Wahrheit viel einfacher und reiner auf als wir Erwachsene, die wir meist zugemüllt mit Infos und Vorprägungen sind.

Daher ist das Endergebnis dieses ersten Punktes:

Lasst uns wieder zurück zu einer reinen und kindhaften Gesinnung kehren,
aber gleichzeitig alles wie reife Erwachsene prüfen.

  1. Keine Widersprüche, kein Rosinenpicken

Eines der wichtigsten Prinzipien bei der Suche nach göttlicher Wahrheit ist, dass man sich vor Augen führen muss (und dieses “muss” ist wirklich ein “muss”!), dass es Stellen in der Heiligen Schrift gibt, die sich oberflächlich betrachtet widersprechen.

Aber natürlich sind es gar keine Widersprüche, sondern einfach nur Missverständnisse. Denn in Wirklichkeit sind es die beiden Seiten einer einzigen Medaille; d.h., alle Stellen zusammen beleuchten verschiedene Aspekte ein und derselben Wahrheit – nur mit unterschiedlichen Blickwinkeln und einem unterschiedlichen Fokus.

Warum betonen wir immer wieder, dass es Verse gibt, die sich augenscheinlich widersprechen? Um vielleicht so irgendwie das Vertrauen an die Glaubwürdigkeit der Bibel zu schmälern? Sicherlich nicht. Ganz im Gegenteil!
Es geht uns darum, dass diese vermeintlichen Widersprüche in der Bibel uns klar, deutlich und eindringlich aufzeigen sollen, dass wir nicht Rosinenpicken dürfen; d.h. wir können und dürfen uns nicht allein auf unsere ausgesuchten Verse konzentrieren und nur eine Seite der Waage betrachten, sondern wir müssen uns mit beiden Seiten beschäftigen und so alle Aspekte einer biblischen Wahrheit durchleuchten und erfassen. In kurz: Wir müssen die Heilige Schrift als ein Ganzes kennen und verstehen. Aus dem Zusammenhang gerissene Verse oder eben das Herauspicken von Rosinen ist extrem, extrem gefährlich und der Hauptgrund dafür, warum es heute tausende von unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen gibt. Die Umkehrung dieser Spaltung ist die Einheit durch Wahrheit … die man aber eben offen, ehrlich und von Herzen suchen muss!

  1. Ist man sich seiner heiligen Pflicht bewusst?

In unserer heutigen, schnelllebigen Welt investieren viele Menschen kaum noch mehr die Zeit dafür, sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen. Oft hat man die verschiedensten Ausreden dafür, warum man Lehren nicht auf ihren Wahrheitsgehalt prüft. Es ist sogar so, dass selbst wenn die engsten Verwandten, die den einen oder anderen biblischen Punkt anders verstehen, einen darum bitten, man dennoch nicht genug Willen aufbringen kann, das Thema aufrichtig und von Herzen zu prüfen. Das zeugt nicht gerade von Nächstenliebe und es zeugt auch nicht von einer Liebe zu Gottes Wahrheit. Und das ist – logischerweise – leider extrem alarmierend!

Ohne hier ins Detail zu gehen, warum Menschen das nicht prüfen, was sie prüfen sollten, möchten wir nur eines klarstellen, was eigentlich sowieso jedem klar sein sollte:
Was wird man am Ende dem Richter der Welt sagen, warum man das nicht geprüft hat? Warum man sich nicht aufrichtig und mit offenem Herzen damit beschäftigt hat? Etwa weil man keine Zeit hatte? Weil anderes wichtiger war? Weil man eh wusste, dass man richtig liegt?

Letzteres kommt leider immer wieder mal vor. Darum …

1Kor 10,12 Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle!

Und da Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt, lasst uns nicht hochmütig, sondern demütig sein und alles prüfen und am Ende die Wahrheit behalten.

1Thes 5,21 Prüft alles, das Gute behaltet!

Sollten wir in dem einen oder anderen Punkt falsch liegen, dann lasst uns das zugeben und uns freuen, dass sich das geändert hat. Denn ob nun der eine oder der andere Recht hatte, ist doch sowas von egal! Wichtig ist doch nur, dass am Ende die Wahrheit siegt und wir gemäß dieser Wahrheit Gott wohlgefällig leben!

  1. Wenn du mit anderen über deine Waagschalen redest …

Nehmen wir an, dass du schon einige Verse für beide Seiten gesammelt hast und dich mit anderen darüber austauschen möchtest. Sollte es dann geschehen, dass du merkst, dass dein Gegenüber emotional oder laut wird oder nur auf seiner eigenen Meinung verharrt und gar nicht auf deine Fragen und Verse eingeht, sondern eher davon ablenkt, dann wisse, dass ein weiterer Austausch keinen Sinn macht. Denn diese Person prüft nicht nüchtern, sachlich und neutral, sondern verharrt nur auf dem eigenen Standpunkt. Somit wird klar, dass diese Person gar kein aufrichtiges Interesse an der Wahrheit im Wort Gottes hat. Denn hätte sie es, dann würde sie sich mit allen Versen zu dem jeweiligen Thema auseinandersetzen. Aber wenn man nicht will, dann will man nicht. Das ist dann zwar sehr, sehr schade, aber dennoch wird dir das Ganze als Wahrheitssuchende/r dienlich sein. Denn du wirst sehen, dass die eine oder die andere Seite deiner Waage nicht so einfach “wegzureden” ist – erst recht nicht deine Zentner schweren Ecksteine, die (im wahrsten Sinne des Wortes) felsenfest auf Felsen stehen.

  1. Vorsicht vor trügerischen Gewichten

Spr 20,23 Zweierlei Gewicht ist dem HERRN ein Gräuel, und falsche Waage ist nicht gut.

Mit “trügerischen Gewichten” ist im Grunde alles gemeint, was auf der Prüf-Waage wie ein Gewicht aussieht, es aber am Ende keines ist. Oder anders ausgedrückt: Da nur Verse auf die Waagschale gehören, haben zum Beispiel Dinge wie diese darauf nichts verloren:

  • Die Ansichten großer und bekannter Gelehrten.
  • “So viele Menschen glauben so und so. Die können sich doch nicht alle irren.”
  • “Das haben wir schon immer so gemacht. Das kann nicht falsch sein.”
  • “Der Prediger nennt Verse, die seine Meinung unterstreichen. Deswegen muss das doch stimmen.”:
    Nein, das muss es nicht. Die genannten Verse sind zwar Gewichte, aber seine Ansicht ist deshalb nicht automatisch richtig. Sie kann richtig sein, sie kann aber auch falsch sein. Man muss es prüfen. Wie? Na ja, eben durch die Waage. 🙂
  • “Gott hat mir gezeigt, dass …”
    … und dann kann man alles Mögliche danach einsetzen. Dem einen hat Gott angeblich das eine gezeigt, dem anderen das absolute Gegenteil. Wer hat nun Recht?
  • Quantität statt Qualität:
    Die Waage zeigt ein anderes Prinzip. Es geht zuerst um die Qualität der Verse, d.h. um ihre Klarheit und Unmissverständlichkeit. In anderen Worten, um das Finden von Ecksteinen. Die Quantität sorgt am Ende nur dafür, dass sich die Wahrheit durch jeden Vers mehr und mehr festigt. Denn wie gesagt und oft betont: Es gibt keine Widersprüche. Daher wird die Quantität die Qualität steigern.
  • Angst
    Man sollte keine Angst davor haben, seine Ansichten zu überdenken, nur weil irgendwelche Menschen meinen, dass man so glauben muss, wie sie glauben. Und wenn man nicht so glaubt wie sie, man dann irgendwie kein wahrer Gläubiger wäre oder so. Solche Ansichten sind absolut verwerflich, da sich aufrichtig mit Gottes Wort zu beschäftigen keine Sünde, sondern ein Segen ist.
  • “Mein ‘Ich’, mein Scheingewicht”:
    Darunter fällt alles, was aus unserem Ego entspringt, so zum Beispiel auch unser zuvor erwähntes trügerisches Herz und vieles mehr. Eben alles, was kein Vers ist.