Der biblische Kalender – Sonne, Mond & Sterne –
Der Tagesbeginn

Der Versöhnungstag

Auch der Versöhnungstag wird uns dabei helfen, den biblischen Tagesbeginn besser zu verstehen. Denn nebst dem Passah hat als einziges noch der Versöhnungstag einen von Gott festgesetzten Startpunkt. Was genau meinen wir damit?

Da der Sabbat als auch die biblischen Festtage, wie z.B. das Pfingstfest oder Posaunentag und dergleichen, mit dem Gebot verbunden sind, sich “heilig zu versammeln”, bleibt die Frage offen, wann genau man das macht. Tagsüber oder abends? Die Antwort ist: Es steht uns frei. Das heißt, völlig unabhängig davon, ob man jetzt denkt, dass der Tag mit Sonnenaufgang oder -untergang beginnt, ist es rein prinzipiell möglich, sich abends oder tagsüber an dem jeweiligen Tag zu versammeln. Es gibt keine genaue göttliche Vorgabe dafür. Anders eben beim Versöhnungstag. Da gibt Gott den genauen Startpunkt vor:

3Mo 23,27.32 Doch am Zehnten dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag; eine heilige Versammlung soll euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Ein Sabbat der Ruhe soll er für euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien; am Neunten des Monats, am Abend, vom Abend bis zum Abend sollt ihr euren Sabbat feiern.

Ähnlich wie bei dem vermeintlichen Widerspruch der sieben und acht Tage Ungesäuertes essen, scheint es auch hier einen Widerspruch zu geben. Denn der heilige Text sagt erst, dass der Versöhnungstag am Zehnten des siebten Monats ist, aber dann dass er am Neunten des Monats, am Abend beginnt (als wäre der Versöhnungstag ein Doppeltag). Würde der Tag nun mit Sonnenaufgang beginnen, würde man die Hälfte des Versöhnungstages am Neunten und die andere Hälfte am Zehnten halten. Man hätte also zwei Tage Versöhnungstag.

Wendet man aber das zuvor gelernte Verständnis der Tage, die am Abend ineinander übergehen an, wird total klar, was gemeint ist: Am Ende des Neunten Tages, also am Abend, wenn der Tag zuende geht, soll man anfangen, seine Seele zu kasteien. Warum? Na weil das Ende des 09.07. am Abend gleichzeitig auch der Beginn des 10.07. ist. Durch diese genaue Zeitangabe – vom Abend bis zum Abend – wird von unserem Gott sichergestellt, dass man nicht frei entscheiden kann, ob  man abends oder tagsüber seine Seele kasteit, sondern immer die vollen 24 Stunden des Versöhnungstags am 10.07. abgedeckt sind.

Für diejenigen, die z.B. das “Kasteien der Seele” mit dem Fasten umsetzen, bedeutet das ganz praktisch: Man isst und trinkt zuletzt ganz am Ende des 09.07. am Abend – beim Untergang der Sonne – und fastet dann bis zum Ende des 10.07. am Abend. Also vom Abend bis zum Abend. Ganz so wie es der Text sagt. Eigentlich ganz, ganz einfach. Man muss hierzu nichts verkomplizieren, sondern man kann das Geschriebene einfach eins zu eins annehmen: Der 10.07. ist der Versöhnungstag und nicht er startet am 09.07. und dann findet auch noch die Hälfte davon am 09.07. statt, aber irgendwie ist dennoch der 10.07. der Versöhnungstag. Das macht keinerlei Sinn. Wenn jedoch das Ende des 09.07. gleichzeitig auch der Anfang des 10.07. ist, passt alles perfekt: