Die Bibel: Von Anfang bis Ende – Teil 2: Göttliche Prinzipien

2. Prinzip

Bis wir bei dem zuvor genannten Ende, vielmehr dem Ziel des ersten Prinzips und somit beim Ziel der Schöpfung angekommen sind, und Gott mitten unter uns sein kann, müssen wir uns alle eingestehen, dass wir dieses Vorhaben unseres Schöpfers immer wieder durch unser menschliches Versagen stören – sowohl in unserem persönlichen Leben als auch als gesamte Menschheit. Wie genau? Ganz einfach: Indem wir Entscheidungen treffen. Leider zu oft die falschen. Und diese falschen Entscheidungen bringen uns Gott nicht näher, sondern sie entfernen uns von ihm. Ganz so wie wir es direkt zu Beginn durch die Ereignisse im Garten lernen dürfen. Auch da wurde eine falsche Entscheidung getroffen und es entstand eine Trennung zwischen Gott und Mensch. Eine Trennung, die nun durch das Wirken Gottes über die Jahrtausende hinweg wieder rückgängig gemacht werden muss, sodass Gott und Mensch wieder vereint sein können.

Damit diese Wiedervereinigung aus freien Stücken und nicht aus Zwang geschieht, hat Gott dem Menschen (wie wir es schon zuvor in der Geschichte gesehen haben) das mit kostbarste Geschenk gegeben: die Fähigkeit sich über seine Schöpfung und ihn als unseren Schöpfer Gedanken zu machen und freie Entscheidungen zu treffen – angefangen damit, ob wir ihm glauben, ihm vertrauen und ihn lieben oder nicht.

Dieses eine große Geschenk des freien Willens führte aber, wie wir alle wissen, auch zu einer großen Katastrophe, nämlich zur ersten Sünde – auch wenn, genau genommen, die erste Sünde nicht der Ungehorsam Evas und Adams, sondern der Hochmut der Schlange war. Was nicht heißen soll, dass der Mensch unschuldig ist. Im Gegenteil. Aber der Wunsch Satans, “wie Gott zu sein“, führte dazu, denselben Wunsch in die Herzen der Menschen einzupflanzen. Wie hat er das geschafft? Indem er seine listigen Verführungskünste anwendete und sprach:

1Mo 3,4-5 Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist!

Die negative Tragweite seiner Worte und die für uns lehrreichen Lektionen dahinter sind so immens groß, fundamental und weitreichend, dass wir sie uns kurz ein wenig genauer ansehen müssen (denn sie werden uns ein Leben lang als zweites biblisches Prinzip begleiten, leider).

Zum besseren Verständnis sehen wir uns hierzu zuerst den falschen Baum an:
Das Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ist nicht nur einfach das Übertreten eines Speisegebots, sondern der Baum repräsentiert etwas. Genau genommen nicht nur “etwas”, sondern sehr, sehr viel, denn im Kern steht er für all das in unserem Leben, was uns von Gott trennt. Egal was es ist. In einem der späteren Teile (oder sogar in einer separaten Serie) werden wir – in einem ganz speziellen Zusammenhang – noch näher auf diese beiden Bäume eingehen. Damit hier zumindest schon einmal ein paar der wichtigsten Aspekte genannt werden, folgende kurze Auflistung:

Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen steht vor allem für:

  • Unseren Ungehorsam.
  • Man könnte auch sagen, er steht für unseren Unglauben / für unser Misstrauen gegenüber Gottes Geboten.
  • Der falsche Baum steht auch für unseren Hochmut, selbst zu entscheiden, was gut und was böse ist; d.h. es besser als Gott zu wissen, was gut und böse ist; tun wir das, dann spielen wir Gott (ganz nach den Worten der Schlange: “Ihr werdet sein wie Gott!“)
  • Der falsche Baum steht im Kern auch für alles Menschliche, das unserer gefallenen Natur entspricht.
  • Und natürlich steht er auch – ganz nach den Worten Gottes – für den Tod und die Trennung von unserem Schöpfer.
    … und für vieles, vieles mehr.

Der Baum des Lebens wiederum steht für alles Göttliche, u.a. für:

  • Unseren bedingungslosen Glauben an ihn.
  • Unser Vertrauen in ihn und seine Gebote.
  • Er steht für alles, was aus Gottes Geist kommt.
  • Er steht für unsere Abhängigkeit von ihm
  • und für unsere Demut, die Definition von gut und böse voll und ganz Gott, dem Allwissenden zu überlassen.
  • Und natürlich steht er für das Leben und die Gemeinschaft mit Gott.
    … und für vieles mehr.

In ganz kurz könnte man die beiden Bäume stark vereinfacht – aber dennoch sehr passend – als eine Art Merksatz auch wie folgt formulieren:

Nicht unser Wille (der falsche Baum),
sondern dein Wille geschehe (der richtige Baum)!

Im Garten stellte unser Schöpfer Adam und Eva vor diese beiden Bäume und vor die Entscheidung, zwischen den beiden Alternativen zu wählen. In kurz:
Er prüfte sie auf ihren Gehorsam! Er prüfte ihr Innerstes, ihr Herz darauf, ob sie ihrem Schöpfer vertrauen und ihm gehorchen wollen oder nicht. Für was würde sich der Mensch entscheiden: Für sich selbst und die eigenen Wege oder für Gott und seine Wege?

Und heute tut unser Schöpfer auch dasselbe mit uns. Auch wenn wir zwar keine zwei Bäume mehr vor uns haben, haben wir sie irgendwie dennoch stets vor uns. Jeden Tag. Denn jeden Tag treffen wir Entscheidungen, von denen manche seinem und manche unserem Willen entsprechen. Diese beiden Möglichkeiten – mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden – sind im Kern immer die Wahl zwischen diesen beiden Bäumen! Egal wie kompliziert die Entscheidungen auch sein mögen, am Ende lassen sie sich immer auf diese beiden Bäume herunterbrechen. Denn für alle diese maßgeblichen Entscheidungen gilt: Durch das Geschenk des freien Willens haben wir immer die Wahl: Esse ich von dem einen oder von dem anderen Baum? Das heißt, definiere ich selber für mein Leben, was gut und böse, was gültig und ungültig, was heilig und unheilig ist oder überlasse ich das Gott und gehorche seinem Willen? Bedingungslos?!

Die Bibel beschreibt diese in unserem Leben immer wiederkehrende Wahl zwischen diesen beiden Möglichkeiten (die manchmal einfach und manchmal schwer ist) als unseren bis zum Ende andauernden Kampf zwischen Fleisch und Geist. Diese beiden gegensätzlichen Gesinnungen in uns – also die des menschlichen Fleisches (der falsche Baum) und die des göttlichen Geistes (der richtige Baum) – liegen in einem immerwährenden Streit miteinander, denn …

Gal 5,17 Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch. Die beiden liegen im Streit miteinander … 

Dieser andauernde innere Streit zwischen Fleisch und Geist ist so immens wichtig, dass das Verständnis, warum unser Gott die Welt so erschaffen hat, wie er es hat, davon abhängt. Wie ist das gemeint?
Von Anbeginn an gibt unser Schöpfer uns die Wahl, zwischen den beiden Optionen zu entscheiden, weiß aber auch, dass wir in unserem ich-zentrierten Denken einen inneren Kampf haben werden, das Richtige zu wählen. Daher bietet er uns mit der Prüfung gleichzeitig auch seine göttliche Hilfe an, uns mehr und mehr für den richtigen Baum zu entscheiden. Diese freie Entscheidung geht, wie gesehen, zurück bis zum Garten. Denn dort werden diese beiden Gegensätze aus Fleisch und Geist durch die beiden Bäume repräsentiert. Wie gesagt: Der eine Baum steht für die Erkenntnis von gut und böse, jedoch treibt die gefallene fleischliche Natur des Menschen ihn dazu, am Ende selbst zu entscheiden, was gut und böse ist. So wird er gemäß der Aussage der Schlange: “wie Gott“. Der andere Baum hingegen steht für alles, was Leben bringt – ob es unsere Abhängigkeit von unserem Schöpfer oder unser bedingungsloser Gehorsam ist. Das heißt: Sehen wir, dass Gott alles besser weiß und essen vom Baum des Lebens oder überheben wir uns und entscheiden selbst, was gut und schlecht für uns und andere ist und essen so vom Baum der Erkenntnis?

Oder anders ausgedrückt: Da wir am Ende meist das tun wollen, was wir für richtig für uns erachten, vermischen wir unsere Wege mit seinen; d.h. wir essen von dem falschen Baum und entscheiden am Ende selbst, was gut und was schlecht für uns ist, anstatt es dem Schöpfer des Universums zu überlassen. Dadurch, so hart das auch klingen mag, spielen wir Gott. Selbstverständlich nicht bewusst und selbstverständlich nicht aus einer rebellischen Haltung heraus, aber das Ergebnis ändert sich dadurch nicht: Durch unsere gefallene Natur entscheiden wir selbst über gut und böse. Das Heftige dabei ist, dass genau das die erste Lüge und Verführung Satans ist:

1Mo 3,5 … An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und ihr werdet erkennen, was gut und böse ist!

Wozu dieses vermeintlich “mit geöffneten Augen Erkennen von gut und böse” geführt hat, können wir in der Tat “mit offenen Augen” in der Welt sehen: Gottlosigkeit, Egoismus, Besserwissertum, Ungerechtigkeit, Chaos, Hass, Krieg, Leid, Tod und vieles, vieles mehr. Und all das, weil wir die warnende Lehre der allerersten Lüge und der allerersten Sünde nicht verinnerlicht haben. Das Ganze als Frage ausgedrückt:

blankWenn alle diese negativen Dinge in der Welt durch unsere vermeintliche Erkenntnis von gut und böse gekommen sind, denken wir, dass es ein Zufall ist, dass die allererste Lüge und die allererste Sünde und die allererste Prüfung des Menschen mit einem Baum zu tun hat, der ganz zufällig von Gott selbst “Baum der Erkenntnis von gut und böse” genannt wird? Und er uns in seiner Liebe sagt, dass wir nicht davon essen sollen, weil wir ansonsten sterben? Ist das alles ein Zufall oder nicht viel mehr eine fundamentale und unfassbar wichtige Lektion, die die Menschheit direkt von Anfang an lernen soll:

blankblankÜberlasse dem Allwissenden die Definition von gut und böse und vertraue nicht auf deinen Verstand, deine Gefühle oder sonst dergleichen, sondern darauf, dass er einfach alles besser weiß als du!

Der Zustand der Welt rührt also daher, dass der Mensch meint, es besser zu wissen als sein Schöpfer und im Kern – also in seiner gefallenen Natur – mehr für sich leben möchte als für Gott. Oder anders formuliert: Weil wir wissen …

Röm 7,18 Weil ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; …

… ist das alles in der Welt passiert, was passiert ist.
Dieses “Nicht-Gute in unserem Fleisch” ist quasi seit der ersten Sünde – wie es der Volksmund sagen würde – in unser Fleisch und Blut übergegangen und so ein Teil unserer ich-zentrierten, gefallenen Natur geworden. Daher sagt die Schrift auch, dass wir in Sünde geboren werden.
Diese Tatsache erschwert es uns Menschen enorm, in unserem Leben stets die Gott wohlgefällige Entscheidung zu treffen. Denn wir müssen mit unserer neuen Gesinnung durch Gottes Geist in uns gegen unsere gefallene Natur, die ebenfalls ein Teil von uns ist, ankämpfen; sprich, es beginnt der in Gal 5,17 beschriebene Streit zwischen Fleisch und Geist – bzw. eben die Wahl zwischen dem einen und dem anderen Baum.

Auf das Warum und Weshalb ein allwissender Gott das so gemacht hat, wie er es gemacht hat bzw. genauer gefragt: Warum er es zugelassen hat, dass durch seine Prüfung anhand der beiden Bäume die Sünde in die Welt kam, werden wir im Laufe dieser Serie noch näher erörtern; denn diesen Aspekt der beiden Bäume für unser Leben richtig zu verstehen, ist für uns alle enorm, enorm wichtig. Unter anderem deswegen, weil das Essen vom Baum der Erkenntnis meist unbemerkt abläuft. Das rührt daher, weil er – wie es der Text in 1Mo 3,6 sagt – eine Lust für die Augen und begehrenswert ist.

Aus diesen und vielen, vielen anderen Gründen ist die erste Lehre bzw. Lektion, die wir aus der Bibel mitnehmen können, die mit wichtigste für unser aller Leben! Überall in unserem Alltag können wir die Prüfung erkennen, die durch die beiden Bäume sehr klar und leicht verständlich veranschaulicht wird: Eigener Weg oder Gottes Weg? Eigener Wille oder Gottes Wille? Oder eben auch: Die eigene relative, flexible, variable, subjektive und vielleicht mit der Zeit veränderte Definition von gut und böse oder einfach Gottes zu 100% ewiglich unveränderbare Definition von gut und böse?

Mit diesen beiden Bäumen dürfen wir auch direkt lernen, was passiert, wenn wir uns für das Falsche entscheiden: die Trennung von Gott und somit die Zerstörung des Ziels der gesamten Schöpfung; d.h. wo eine Trennung sein muss, kann logischerweise Gott nicht mitten unter uns sein.

Wir halten an dieser Stelle kurz fest:
Unser innerer Kampf zwischen unserer ich-zentrierten Natur und dem Willen Gottes ist das Ergebnis des Ungehorsams, der ganz zurück zu den beiden Bäumen im Garten geht. Man kann sagen: Direkt zu Beginn macht der Allmächtige uns unser größtes Problem deutlich, das mit dem Geschenk des freien Willens einhergeht: Entscheiden wir uns für Gehorsam, Vertrauen und somit ein Leben in demütiger Abhängigkeit von Gott oder wissen wir es besser und gehen – bewusst oder unbewusst – unsere eigenen Wege, indem wir selbst definieren, was gut und was böse ist (sowohl für uns selbst als auch für andere)?

Diese Frage – sich für den deinen einen oder den anderen Baum zu entscheiden – ist die fortdauernde Prüfung unseres Lebens.

Als Beleg dafür drei Stellen, dass unser unveränderlicher Gott uns Menschen auch nach dem Garten noch prüft. Zuerst der Beleg aus seinem Gesetz:

5Mo 8,2 Und du sollst an den ganzen Weg gedenken, durch den der HERR, dein Gott, dich geführt hat diese 40 Jahre lang in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, damit offenbar würde, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.

Dann aus den Psalmen und Propheten mit dem Bezug der Prüfung aller Menschen:

Ps 11,4 Der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Der Thron des HERRN ist im Himmel; seine Augen spähen, seine Blicke prüfen die Menschenkinder.

Jer 17,9-10 Nichts auf dieser Welt ist so hinterhältig und verschlagen wie das Herz des Menschen. Wer kann es durchschauen? Nur ich, der HERR, kann es! Ich prüfe jeden Menschen bis in sein tiefstes Innerstes hinein, um jedem zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Taten.

Und zum Schluss noch zwei Beispielstellen aus dem NT, sodass wir sehen, dass auch nach der Auferweckung seines Sohnes, Gott immer noch derselbe ist und uns daher selbstverständlich weiterhin prüft:

1Thes 2,4 Denn wir reden, weil Gott uns ausgewählt und die Verkündigung der Botschaft anvertraut hat. Es geht uns nicht darum, Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.

1Petr 1,6-7 Jubelt voller Freude, obwohl ihr jetzt für eine Weile den unterschiedlichsten Prüfungen ausgesetzt seid und manches Schwere durchmacht. Dies dient nur dazu, euren Glauben zu prüfen, damit sich zeigt, ob er wirklich stark und rein ist. Er wird erprobt, so wie Gold im Feuer geprüft und geläutert wird …

Wie wir hier sehen können, dienen all diese Prüfungen nicht dazu, dass wir fallen, sondern sie dienen v.a. dafür, dass unser Glaube wächst und gedeiht. Der Text sagt: Durch die unterschiedlichsten Prüfungen wird unser Glaube geprüft, damit sich zeigt, ob er wirklich stark und rein ist. Zeigt es sich, dass er das nicht ist, dann können wir daran arbeiten und unseren Gott um Hilfe bitten. Diese Prüfungen dienen uns also zu unserem Besten.

blankWas kann man nun völlig frei von menschlicher Interpretation klar und deutlich erkennen, wenn man alle diese Stellen liest?
5Mo 8,2 … Gott hat dich geführt, um dich zu prüfen
Jer 17,10 Ich, der HERR prüfe jeden Menschen …
1Petr 1,6-7 … unterschiedlichste Prüfungen … euren Glauben zu prüfen …
1Thes 2,4 … Gott, der unsere Herzen prüft.

Das alles in der Summe und ganz einfach als zweites göttliches Prinzip formuliert:

blank2. Gott prüft uns
(… v.a. durch unseren freien Willen und dies führt zum Kampf Fleisch gegen Geist.)

Wie kurz zuvor erwähnt, haben wir vor, noch ausgiebig auf diesen biblischen Grundsatz einzugehen, denn (ebenfalls wie zuvor erwähnt) hat ein jeder Gläubiger diesen Kampf. Und zwar in allen Bereichen seines Lebens. So natürlich auch beim Verständnis der Heiligen Schrift. Dort sogar ganz besonders!
In anderen Worten: Nur weil ich mich auf eine Auswahl von bestimmten Versen beziehe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht vom falschen Baum essen kann. Soll heißen, dass ich durch meinen freien Willen die jeweiligen Stellen so oder so verstehen kann. Diesen Interpretationsspielraum lässt die Bibel bewusst zu, denn

Hebr 4,12 Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist schärfer als das schärfste Schwert und durchdringt unsere innersten Gedanken und Wünsche. Es deckt auf, wer wir wirklich sind, und macht unser Herz vor Gott offenbar.

Dieser Vers belegt die Aussage von zuvor, denn hier können wir klar und deutlich lesen, dass Gott uns und unsere Herzen auch durch die Heilige Schrift prüft. Wie macht er das? Dazu ein anschauliches Beispiel. Zu Beginn hatten wir diesen Vers hier gelesen:

1Kor 10,23 Es ist mir alles erlaubt — aber es ist nicht alles nützlich! Es ist mir alles erlaubt — aber es erbaut nicht alles!

Wiederum steht aber geschrieben:

Lk 14,33 So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat.

Beide Verse sind natürlich wahr, aber wie man sie in ihrem Zusammenhang versteht und anwendet, zeigt von welchem Baum man lieber isst und wie man die Prüfung – in dem Fall durch die Heilige Schrift selbst – besteht. Für diese beiden Verse bedeutet das: Folge ich meinem Fleisch und denke, dass jetzt in Christus alles erlaubt sei oder entsage ich allem und folge ihm nach? Von welchem Baum esse ich? Von dem verführerischen Baum, der mir vermeintlich einredet, dass mir tatsächlich alles erlaubt sei oder von dem des ewigen Lebens, der meine Selbstaufopferung fordert?

Diese und ähnliche Fragen sind nur kleine Beispiele, wie wir göttliche Prinzipien ganz praktisch auf unser Leben anwenden können. Denn all das Wissen, welches wir hier ansammeln, nützt uns nicht viel (bis gar nichts!), wenn wir dieses Wissen am Ende nicht ganz praktisch in unserem Leben umsetzen, denn so …

Jak 2,17 So ist es mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot.

Da aber Gottes Wille für uns nicht der Tod, sondern das Leben ist, müssen wir uns wieder nach dem Baum des Lebens ausstrecken. Und dieser steht, wie zuvor gesehen, für unseren Gehorsam. Unseren bedingungslosen Gehorsam – ganz ohne menschliche Definition von gut und böse.

Wenn wir nun alle diese Punkte aus den beiden Prinzipien zusammenfassen, dann kann man sagen, dass durch das Bestehen des zweiten Prinzips (nämlich dass wir uns für den bedingungslosen Gehorsam entscheiden) wir wieder zurück zum ersten Prinzip gelangen können, d.h. wir dürfen zurück zur Gemeinschaft mit Gott kommen und vom Baum des Lebens essen.
Diese Wahrheit, die wir eben direkt zu Beginn lernen dürfen, greift das NT ganz am Ende auf (und zwar in einem der allerletzten Verse der Bibel, wo nicht fälschlicherweise “Glückselig sind, die ihre Kleider waschen” steht, sondern):

Offb 22,14 Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen.