“Eigentlich will ich ja, aber …”

Anlehnend an den letzten Teil …

… wo es um Endzeit-Prophezeiungen bzw. Endzeit-Verwirrungen ging, wollen wir mit dem Vers beginnen, womit wir aufgehört hatten:

Mt 24,46 Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird.

Beim Tun von was?

Das lesen wir im nächsten Kapitel, wo unser Meister uns drei essentiell wichtige Dinge durch drei Gleichnisse beibringt. Isoliert kennt man sie wahrscheinlich sehr gut, aber ihr wichtiger Zusammenhang wird leider nur allzu oft übersehen: 

  1. Die Vorbereitung der Braut auf die Wiederkunft des Bräutigams durch das Gleichnis der “zehn Jungfrauen”.
  2. Der Fleiß beim Dienst für unseren Herrn und gleichzeitig die Warnung vor dem Faulsein durch das Gleichnis der “anvertrauten Talente”.
  3. Das Endgericht über alle Menschen durch das Gleichnis der “Schafe und Böcke”.

Zur Erinnerung zum letzten Gleichnis kurz das, was die Schafe von den Böcken unterscheidet. Denn der Fokus ist nicht das Endgericht an sich, sondern etwas anderes, ganz Spezielles:

Mt 25,33-40 Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig, und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder ohne Kleidung, und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!

Es sind also die Taten, die die Schafe von den Böcken unterscheiden.

Dadurch haben die drei Gleichnisse drei Gemeinsamkeiten:

  1. Es geht um die Wiederkunft des Herrn:
    – einmal als Bräutigam,
    – einmal als Herr und
    – einmal als Richter.
  2. Es geht um eine Unterscheidung zwischen zwei Gruppen:
    – einmal zwischen den klugen und törichten Jungfrauen
    – einmal zwischen den fleißigen und faulen Knechten und
    – einmal zwischen den Schafen und Böcken.
  3. Und das Wichtigste: Es geht bei allen dreien um unsere Taten bzw. Werke:
    – einmal wie wir uns auf seine Wiederkunft vorbereiten
    – einmal wie wir unsere Talente einsetzen und
    – einmal unsere Werke im Allgemeinen.

Dadurch, dass man eben die Gleichnisse meist nur isoliert kennt, werden oft diese Zusammenhänge übersehen bzw. überlesen, so dann natürlich auch die direkte Verbindung zu der sog. Ölbergprophezeiung aus Kapitel 24.

Aber erst der Gesamtzusammenhang und die eben gesehenen Gemeinsamkeiten lassen verstehen, was der eigentliche Fokus unseres Meisters ist. Denn er lenkt die Aufmerksamkeit der Jünger – und somit auch unsere – unmittelbar auf die Gefahr der Verführung hin und ermahnt uns gleichzeitig, dass wir uns in richtiger Weise auf seine Wiederkehr vorbereiten. Nämlich nicht durch Neugier und Fragen über die Endzeit, sondern durch etwas anderes.

Was genau?

Durch unser ganzes Leben und die Werke, die wir tun. Dafür stehen die Gleichnisse, die er als Antwort auf ihre Fragen über die Endzeit gibt:

Unsere gottgegebenen Talente einsetzen, gute Werke vollbringen und uns auf seine Wiederkunft vorbereiten. Und das wiederum tun wir eben durch das Einsetzen der Talente und das Tun von Werken. Daher ja seine Aussage:

Mt 24,46 Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird.

Hat man dieses Ergebnis aus dem Gesamtzusammenhang von Mt 24 und 25 verstanden, wird man auch nicht auf die Idee kommen, die Gleichnisse isoliert zu lesen und zu interpretieren. Das anschaulichste Beispiel dazu sind die zehn Jungfrauen, wo alles Mögliche in die Lampen und das Öl hineininterpretiert wird.

Das Geniale ist aber, dass unser Meister uns eben etwas Allumfassendes durch die Gleichnisse lehrt. Beim Gleichnis mit den anvertrauten Talenten und den Schafen und Böcken mag das jedem klar sein. Da wird z.B. kaum jemand sagen, dass es bei den anvertrauten Talenten tatsächlich nur ums Geld geht, sondern eben um alles, was uns anvertraut wurde. Das alles sollen wir für unseren Gott einsetzen.

Und so ist es auch bei den Jungfrauen. Auch da beinhaltet das Gleichnis mehr als nur eine einzige Interpretation von Lampe und Öl. Wenden wir darauf z.B. die Punkte aus unserem letzten Teil an, würde uns das Gleichnis Folgendes lehren:
Beide Gruppen der Jungfrauen bereiten sich im übertragenen Sinne auf die Wiederkunft Christi vor. Es geht hier also nicht um eine Unterteilung zwischen Gläubigen und Ungläubigen, sondern es geht um die Art, wie diese beiden Gruppen sich vorbereiten.

Dazu hatten wir im letzten Teil ja gesehen, dass man ganz leicht erkennen kann, mit was sich Gläubige heutzutage am meisten beschäftigen. Es sind nicht die herausfordernden Themen, wie der gefallene Mensch, der Veränderung nötig hat, die Selbstaufopferung für Gott und den Nächsten, das Ausstrecken nach einem Dienst usw., sondern eben Verschwörungstheorien, Machenschaften der Finsternis und Endzeitauslegungen sind das, womit sich die Mehrzahl der Gläubigen beschäftigt. Das ist mitunter für viele ein kleiner oder gar großer Teil ihrer Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi.

Die Frage ist nun: Sind diejenigen im Gleichnis die Klugen, die sich mehr mit diesen Themen beschäftigt haben oder sind es diejenigen, die sich intensiv mit Herzensveränderung, Selbstaufopferung, Dienst und dergleichen auseinandergesetzt haben?

Diese Frage wäre ein ganz praktisches Beispiel für die allumfassende Anwendung dieses Gleichnisses.

Am Ende werden wir noch einmal darauf zurückkommen. Jetzt machen wir erst einmal mit einem Punkt weiter, der uns den Kern dieses Teils näherbringen wird …