“Eigentlich will ich ja, aber …”

Praktische Schritte im Alltag – kleine wie große

Nachdem wir uns im letzten Block die zwei grundsätzlich unterschiedlichen Herangehensweisen an unser aller Problem angesehen haben, wollen wir in diesem Block praktischer werden. Das heißt, es werden gleich mehrere konkrete Hilfestellungen aufgezeigt, wie wir es zukünftig immer mehr schaffen können, dass in unserem Alltag nicht nur das Wollen des Guten vorhanden ist, sondern auch immer mehr das Vollbringen gelingt.

Dabei werden die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten nicht für jeden im gleichen Maße hilfreich sein. Dazu sind wir Menschen einfach viel zu unterschiedlich. Was für den einen funktioniert, wird bei dem anderen gar nicht hinhauen. Was bei dem einen sofort wirkt, wird bei dem anderen länger dauern und umgekehrt. Es gibt einfach viel zu viele Faktoren, die bei jedem eine andere Rolle spielen.

Daher probiere die verschiedenen Möglichkeiten einfach mal aus und schaue, was bei dir am besten funktioniert.

Beginnen wollen wir mit der aller offensichtlichsten Hilfestellung:

– Das Gebet

Mt 7,7-9 Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.

Wir können aus vollstem und frohlockendem Herzen bezeugen, dass dieser eine Vers allein wahre Wunder bewirkt. Dafür gibt es aber Voraussetzungen. Erst wenn diese gegeben sind, kann er sich auch zu 100% erfüllen:

  1. Ich muss um etwas bitten, was dem Willen des Vaters entspricht.
  2. Diese Bitte darf nicht “einfach so geplappert” werden, sondern muss im Glauben aus vollem Herzen kommen.

Kann man (noch) nicht von Herzen darum bitten, dass Gott mich zu seinem Diener formt, gibt es auch dafür eine Lösung. Man bittet ihn darum, dass er unser Herz verändert, sodass wir irgendwann dann doch darum bitten können. Dieser Wunsch nach Veränderung muss dann natürlich ebenfalls von Herzen kommen.

– Das Gebet als Dienst

Habe ich noch keinen konkreten Dienst, dann kann ich im Gebet Fürbitte für andere tun. Dieser Dienst geht also immer und für jeden.

Solltest du denken, dass deine Gebete nicht erhört werden, dann stelle dir dazu bildlich vor, wie jedes Mal, wenn du auf deine Knie gehst, die himmlischen Schalen mit deinen Gebeten gefüllt werden:

Offb 5,8 Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und eine goldene Schale voll Räucherwerk. Das sind die Gebete der Heiligen.

Die himmlischen Schalen werden also nach und nach mit Gebeten gefüllt. Auch von deinen. Wird das Gebet im Willen des Vaters nicht sofort erhört, dann werden sie gesammelt, bis Gott sie zu genau dem richtigen Zeitpunkt erfüllt. Daher bete. Anhaltend und ausharrend.

Lies dir dazu das Gleichnis unseres Herrn durch, das so beginnt:

Lk 18,1 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, dass es nötig ist, allezeit zu beten und nicht nachlässig zu werden.

 

– Falsche Sicherheit

Man darf sich nicht einreden, dass die grundsätzlichen Dinge des Glaubens, wie Gebote zu halten, ein Dienst ist. Die Gebote sind wichtig und essentiell. Sie sind eine Selbstverständlichkeit im Glauben, aber kein Dienst an sich.

Auch ist es – anlehnend an die letzten beiden Teile – kein Dienst, sich mit den Machenschaften der Elite, den dunklen Mächten, Verschwörungen, der Endzeit und dergleichen zu beschäftigen (außer ich habe konkret von Gott den Auftrag dazu bekommen).

Daher prüfe dich, ob du in den Dingen, die du tust, wirklich Gott und deinen Nächsten dienst. Sei in allem ehrlich zu dir selbst, denn … 

Jer 17,9 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen?

– Eigenen Fleiß und Faulheit prüfen

Anlehnend an den Punkt zuvor ein Zitat von Emil Gött, einem deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts:
“Wo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faulheit kaum zu unterscheiden.”

Sein Zitat in anderen Worten:
Sabbat halten, Tzitzit tragen, keine heidnischen Feste feiern, das ist keine Arbeit für Gott. Das macht uns nicht zu seinen Knechten und Mägden. Schon gar nicht zu seinen fleißigen.

Röm 12,11 Seid fleißig und nicht faul, brennend im Geist; dem Herrn dienend.

Sind wir nicht fleißig, besteht eine allumfassende Gefahr für unseren Glauben. Denn Faulheit wird erst recht dazu führen, dass wir unseren zentralen Vers für diesen Teil nicht erfüllen können:

Das Wollen ist zwar bei mir vorhanden,
aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht.

… denn ohne Fleiß wird das Vollbringen des Guten nur schwer gelingen können. Also sind die zwei Gegensätze Fleiß und Faulheit elementar wichtig für unseren Glauben. Das eine muss abnehmen, das andere zunehmen. Die Wichtigkeit davon zu unterschätzen, wäre naiv und blauäugig. Daher ja auch das warnende Endzeit-Gleichnis unseren Herrn, was wir ganz zu Beginn hatten:

Mt 25,26 Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! … 

Das Böse an diesem Knecht war seine Faulheit. Wir lesen nichts davon, dass er böse Taten vollbracht hätte. Er hat lediglich mit dem, was ihm von seinem Herrn gegeben wurde, keine Frucht gebracht.

Ähnlich ist es mit den zehn Jungfrauen. Die Auslegung, die unter Torah haltenden Christen sehr berühmt und sehr beliebt ist, ist, dass die Lampe für die Torah steht und das Öl für den Geist Gottes. Aber das ist, wie zu Beginn gezeigt, nicht ansatzweise der volle Umfang dessen, was uns der Herr dadurch lehren will. In seinen Gleichnissen geht es nicht darum, die erwähnten Punkte auf ganz spezielle einzelne Dinge zu reduzieren (wie eben die Lampe für die Torah und Öl für den Geist). Natürlich kann man so etwas aus der Schrift ableiten, aber darum geht es eben nicht. Denn durch so eine Herangehensweise würde man sich schnell in falscher Sicherheit wiegen. So auf die Art: “Ich bin getauft und halte die Torah. Alles super.”

Aber wie zuvor erwähnt, ist das Halten der Torah eine Selbstverständlichkeit. So wie es in einem Unternehmen selbstverständlich ist, dass man die Regeln seines Chefs, also seines Herrn, befolgt. Das macht einen aber nicht automatisch zu einem guten Angestellten, nur weil man pünktlich kommt, bei Mails die Kollegen im ”cc” nicht vergisst, den Stundenzettel auf die richtige Weise ausfüllt und dergleichen. Das ist gut, wenn man das alles macht, aber wie gesagt, das macht einen nicht automatisch zu einem guten Angestellten. Ein Chef sucht Einsatzbereitschaft, Mitdenken, kollegiale Hilfe, Aufopferung fürs Unternehmen und eben Fleiß. Ohne wird es schwer, dem Chef zu gefallen.

Und so ist es auch bei unserem Herrn. So abgedroschen es auch klingen mag: Ohne Fleiß, kein Preis!

Sollte das Ganze eher demotivierend und betrübend auf dich wirken, dann muss man dazu sagen, dass die Heilige Schrift uns bezüglich dieser Dinge … 

… nicht demotivieren, sondern wachrütteln will.
Aus Liebe.
Damit wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen!

All diese Warnungen dienen uns also zum Besten. Wenn man sich durch sie verändert, dann treffen folgende erbauenden Worte von Paulus auf einen zu:

2Ko 7,11 Denn siehe eben dieses, dass ihr in gottgewollter Weise betrübt worden seid und wie viel Fleiß es bei euch bewirkt hat! … 

Der Weg des Glaubens ist – wie wir alle sicherlich schon einige Male gelesen haben – ein schmaler und somit anstrengender Weg. Es ist ein Weg, auf dem wir immer wieder unseren inneren Schweinehund überwinden müssen, damit bei uns eben nicht nur das Wollen vorhanden ist, sondern auch das Vollbringen des Guten gelingt.

… 

– “Ehe ich das nicht aus vollem Herzen tue, tue ich es lieber gar nicht!”

Diesen Satz hört man immer wieder mal. Die grundsätzliche Denke dahinter (sofern es keine plumpe Ausrede ist) ist natürlich nachvollziehbar:

Kol 3,23 Alles, was ihr tut, tut von Herzen, als etwas, das ihr für den Herrn tut und nicht für Menschen.

Jedoch gibt es in Form eines Gleichnisses unseres Herrn ein “Wiederum steht geschrieben” zu diesem Vers (Kleine Anmerkung, weil es so gut passt und uns einfach immer wieder erfreut: Es ist schon sehr beeindruckend, für wie viele Situationen unser Meister uns Gleichnisse gegeben hat, die man auf so vielfältige Weise auf so viele Bereiche unseres Lebens anwenden kann; erst recht, wenn man sie eben nicht, wie z.B. Lampe und Öl zuvor, auf einzelne Aspekte reduziert):

Mt 21,28-31 Was meint ihr aber? Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten und sprach: Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg! Der aber antwortete und sprach: Ich will nicht! Danach aber reute es ihn, und er ging. Und er ging zu dem zweiten und sagte dasselbe. Da antwortete dieser und sprach: Ich gehe, Herr! und ging nicht. Wer von diesen beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. … 

Wenn man dieses Gleichnis als ein umfassendes Prinzip versteht (was man grundsätzlich mit den Gleichnissen tun sollte), dann besagt es:

Auch wenn du das Richtige nicht von Herzen tun kannst,
tue es dennoch und warte nicht!

Natürlich wäre es das Beste, es nicht widerwillig, sondern es aus vollstem Herzen zu tun. So wie es in dem Gleichnis ideal wäre, wenn der Sohn von ganzem Herzen “ja” sagt und es dann auch von ganzem Herzen tut. Aber besser ist es, trotz all der verschiedenen Gründe, die man haben kann, es am Ende dennoch zu tun. Denn dann hat man den Willen des Vaters getan.

In anderen Worten:

Man hat eine innere Abwehr und macht es nicht = schlecht!
Man hat eine innere Abwehr, aber macht es dennoch = gut!
Man hat keine innere Abwehr und macht es von Herzen = Beste!

– Das Schlechte und das Gute besonders hervorheben

Damit ist gemeint, dass wenn man daran arbeitet, ganz alltägliche Dinge in seinem Leben zu verändern (wie z.B. die zuvor erwähnte investierte Zeit umzustrukturieren), dann kann es hilfreich sein, das Schlechte bei dem, was du abstellen willst, besonders hervorzuheben und das Gute bei dem, was du stattdessen machen willst.

Ein Beispiel zum besseren Verständnis:
Führe dir immer wieder vor Augen, wenn du z.B. deine Handyzeit bei Social Media-Plattformen verkürzen oder gar abstellen willst, dass es immer wieder deine Zeit frisst. Oder sogar, dass es pure Zeitverschwendung ist. Oder, dass es dich in deinem Leben nicht vorwärts bringt oder oder oder. Hier darfst du also das Schlechte an der Handlung, die du minimieren oder abstellen willst, bewusst hervorheben.

Dasselbe kannst du auch für ganz alltägliche Dinge, wie gesunde Ernährung, Bewegung und dergleichen machen. Die Methode lässt sich im Grunde auf alles Mögliche anwenden, sofern (und dieses “sofern” ist entscheidend) du wirklich etwas in deinem Leben verändern willst.

– Meist ist es nur halb so wild

Kennst du das, dass du irgendwie Motivationsprobleme hast, etwas zu tun, aber wenn du einmal angefangen hast, es dann am Ende gar nicht so schlimm ist, wie man es sich ausgemalt hatte?

Das ist im Glauben nicht anders. Manchmal – oder vielleicht sogar fast immer – ist es so, dass es total beflügelnd ist, dass man seinen inneren Schweinehund überwunden und die vorgenommenen Sachen erledigt hat.

Dazu zwei Zitate:

“Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.”

Und:

“Je schwerer uns etwas fällt, desto größer ist die Freude, wenn es uns gelingt.”

Daher mache dich nicht wild im Kopf, indem du dir tausend Gedanken machst und unzählige Für und Wider durchgehst, sondern fange einfach an! Je häufiger du dieses “Ich fang jetzt einfach an, anstatt mir tausend Gedanken zu machen!” umsetzt, desto leichter wird es dir zukünftig fallen. Und mit jedem Mal mehr wird es irgendwann zu einer selbstverständlichen Gewohnheit werden. Das Gebet ist hier ein Paradebeispiel. Irgendwann wird es tagtäglich so selbstverständlich wie Zähneputzen. Es ist dann nicht mehr aus dem Leben wegzudenken.

– Mache dir feste Pläne

Es ist in zahlreichen Versuchen festgestellt worden, dass wenn man sich konkrete Pläne macht, man viel eher das umsetzt, was man sich vorgenommen hat.

Ein Beispiel dazu:
Menschen wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Bei der ersten wurde nichts Spezielles gemacht. Sie sollten lediglich ehrlich wiedergeben, was sie von dem gemacht haben, was sie sich vorgenommen hatten. Die zweite Gruppe wurde speziell motiviert, indem man ihr die Vorteile dessen aufzeigte, was passieren wird, wenn sie durchhalten. Die dritte Gruppe wurde auf dieselbe Weise motiviert, jedoch sollten sie sich ganz konkret Pläne dafür machen, wann, wo und wie sie das sich Vorgenommene umsetzen werden; d.h.: “Am Tag X, um diese Uhrzeit, werde ich an diesem Ort diese eine Sache machen.”

Die Erfolgsquote bei der ersten Gruppe lag bei ca. 30%. Bei der zweiten war es nahezu identisch. Bei der dritten Gruppe lag sie bei über 90%. Das ist eine Erfolgsquote, die in zig Untersuchungen und Tests immer wieder bestätigt wurde. Das heißt:

Es hilft uns Menschen enorm, das, was wir uns vornehmen, ganz konkret niederzuschreiben und uns feste Pläne zu machen.

Probiere es einfach mal aus, vielleicht hilft es auch dir!

… 

– Suche Vorbilder und Mitziehende

Einige Vorbilder hat man in der heiligen Schrift, andere kennt man vielleicht aus dem Leben. Orientiere dich an ihnen. Suche ihren Rat und ihre Hilfe für dein Problem.

Kennst du andere Geschwister, die mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben wie du, schließe dich mit ihnen zusammen. Macht eine Art Mini-Bund miteinander, in dem ihr euch gegenseitig dazu motiviert, euren vorhandenen Willen zum Guten, auch zu vollbringen.

Ihr könntet z.B. die Liste hier gemeinsam durchgehen und eins nach dem anderen (oder mehrere Punkte zusammen) ausprobieren. Erzählt euch dabei gegenseitig eure Fortschritte, eure Kämpfe, eure Erfolge. Stellt euch immer wieder vor, wie es sein wird, wenn ihr immer mehr zu einem Mann oder einer Frau nach dem Herzen Gottes werdet. Betet füreinander und geht in den kleinen wie in den großen Veränderungen des Alltags den schmalen Weg gemeinsam.

– Prüfe dich immer wieder aufs Neue

Eph 5,15-16 Achtet also genau darauf, wie ihr lebt: nicht wie unwissende, sondern wie weise Menschen. Nutzt die Zeit, so gut ihr könnt, denn wir leben in einer schlimmen Zeit.

Achtest du in allen Bereichen darauf, wie du lebst? Prüfst du dich, wie viel von den Gedanken dieser Welt auch deine Gedanken sind? Nutzt du die Zeit, so gut du kannst? Hast du schon mal einen blinden Fleck an dir aufgedeckt? Weißt du, wie trügerisch dein Herz sein kann? Und viele Fragen mehr.

Wir müssen alle unseren himmlischen Vater darum bitten, dass er uns all das aufzeigt und uns unsere Herzen offenbart:

Ps 139,23-24 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

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