Wächter des Wortes – Wie prüft man Biblisches? – Teil 5: Austausch

3. Prüfen, prüfen, prüfen!

Haben wir als erstes unsere innere Einstellung bei unserem Austausch geprüft und Gott wohlgefällig ausgerichtet und haben wir als zweites verstanden, dass wir mehr zuhören als reden sollten, dann können wir als nächstes mit dem Prüfen beginnen; denn viele, wahrscheinlich sogar alle von uns, kommen aus den Verirrungen und Verwirrungen dieser Welt. Ein Bestandteil dieser Halbwahrheiten, die uns ein Leben lang erzählt wurden, sind u.a. falsche biblische Lehren, die sich mit dem Zeitgeist dieser Welt mehr und mehr vermischt haben.
Man kann sagen: Die Welt und ihre Gesinnung gehen in eine Richtung und die meisten Prediger laufen in diese Richtung mit – und lehren entsprechend diesem Zeitgeist. Da dieser Weg der Welt unweigerlich ins Verderben führt, müssen wir mehr denn je prüfen, was uns in Versammlungen mitgeteilt wird – sei es in eins zu eins Gesprächen, Hauskreisen, Gemeindetreffen oder Kirchen. Wir sollten, vielmehr müssen wir mehr denn je, uns die Mühe machen, selbst zu prüfen. Und zwar nicht oberflächlich, sondern intensiv, denn die Verwirrung ist größer denn je. Wir können nicht mehr einzelnen Personen ohne intensive Prüfung vertrauen. Wir müssen uns selbst die Mühe machen, Gottes Wort mehr und mehr zu verstehen. Warum?

Hebr 5,11-12 … weil ihr träge geworden seid im Hören. Denn obgleich ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr es wieder nötig, dass man euch lehrt, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind … [SLT]

Damit wir nicht, wie jene damals, es nötig haben, dass man uns erneut (oder gar zum ersten Mal) das Bibel-Einmaleins beibringt, können wir durch das hier angeführte aufrichtige Prüfen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen:
1. Wir nehmen nicht mehr alles an, was uns gesagt und gelehrt wird. Egal von wem.
2. Durch das Prüfen werden wir selbst immer fitter und gefestigter im Wort Gottes.

Bei diesem Prüfungsprozess sind, wie zuvor in dieser Serie erwähnt, unser trügerisches Herz und unser Eigensinn bzw. Stolz ein großes Problem. Daher müssen wir unseren Schöpfer um die Erneuerung unseres innersten Wesens bitten. Aber nicht nur das, sondern auch um Weisheit, Erkenntnis, Rat und Verstand, sodass wir sein Wort so aufnehmen und verstehen, wie es von ihm gemeint ist. Ein weiterer wichtiger Baustein bei diesem Prozess ist Gemeinschaft und unser Austausch untereinander. Dieses gemeinsame Lesen, Sinnen und über das heilige Wort Gottes Reden, ist wichtiger denn je. Und wichtiger denn je ist es, sich nicht mehr nur auf einzelne Menschen zu berufen und zu verlassen, sondern auf Gott, seinen Geist, sein eigenes aufrichtiges Prüfen – und die Gemeinschaft. Selbst wenn eine Gemeinschaft mit einem von Gott eingesetzten Lehrer gesegnet wurde, muss dieser stets und aufrichtig dafür offen sein, das eine oder andere noch falsch zu sehen. Klar. Nie sollte sich, egal bei wem, durch den Austausch über das eine oder andere Thema das Herz verhärten. Wir wollen uns gegenseitig helfen und stets unser gegenseitiges Bestes suchen. Und das sollten wir nie aus den Augen verlieren. Wirklich nie!

Das mit Positivste beim Austausch unter Geschwistern ist, dass wir in der Gemeinschaft und im offenen und ehrlichen Miteinander verschiedene Blickwinkel betrachten können. Wir können gemeinsam den Geist wirken lassen, Schwächen und Stärken an uns und anderen erkennen, uns gegenseitig helfen und schleifen, um so dann gesünder gemeinsam zu wachsen. Ohne Gemeinschaft, ohne Austausch, ohne nebst biblischen Dingen auch persönliche Dinge zu besprechen, wird es schwierig für uns. Denn: Gott hat uns Menschen so erschaffen, dass wir Gemeinschaft benötigen. Wir werden nicht umsonst als Schafe betitelt. Schafe sind Herdentiere. Und nie Einzelgänger!

Suchen wir nicht die Nähe zu anderen Kindern Gottes, dann ist dieses Grundbedürfnis in uns gestört. Das sollten wir erkennen und auch anerkennen. Denn erst dann kann man sich selbst helfen, um Hilfe bei Gott, als auch bei Geschwistern bitten. Denn oft hat die Bosheit dieser Welt dieses von Gott gegebene Grundbedürfnis niedergerungen und irgendwo ganz in die hinterste Ecke unseres Herzens verbannt. Ist das bei einem von uns so, dann benötigt dieses einsame Schaf Hilfe und Unterstützung. Aber die- oder derjenige muss auch Hilfe annehmen wollen. Auch hier darf sich, das meist sowieso schon verletzte Herz, nicht noch mehr verletzt fühlen oder gar verhärten. Denn Gott möchte heilen! Dies tut er selbst durch seinen Geist, durch sein Wort und am liebsten heilt er durch seine anderen Kinder. Es ist ihm sehr wohlgefällig und lieblich, wenn seine Kinder sich gegenseitig stützen, erbauen, helfen und heilen.

Auch ist es unserem himmlischen Vater eine Freude, wenn seine Kinder gemeinsam in Wort und Geist wachsen. Auch das Prüfen geht, logischerweise, gemeinsam viel besser. Jeder kann sein Verständnis mit einbringen, sodass viele Sichtweisen zusammenkommen und so das Bild abrunden. Und wenn das Bild nicht abgerundet wird, dann können alle gemeinsam darüber sinnen, beten und weiter im Wort Gottes nach Antworten suchen. Vier Augen sehen mehr als zwei, sechs mehr als vier usw.
Was auf keinen Fall passieren sollte, ist, dass Worte wie diese auf uns zutreffen:

1Kor 3,1-3 Und ich, meine Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu geistlichen, sondern als zu fleischlichen Menschen, als zu Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie nicht vertragen, ja ihr könnt sie auch jetzt noch nicht vertragen, denn ihr seid noch fleischlich … [SLT]

Fleischlich zu sein bedeutet auch träge, faul und bequem zu sein, denn das gefällt unserem Fleisch. Es schmeichelt ihm, wenn wir uns an Lehren klammern können, die in unseren Ohren kitzeln. Denn dann müssen wir uns a) nicht ändern und b) nicht weiter selbst nach Wahrheit suchen, denn das, was wir hören, gefällt uns ja bereits.
Aber, wie wir alle wissen, läuft das so nicht. Gott wird Rechenschaft von uns fordern! Und wir, die wir in der heutigen westlichen Welt sowohl genug Zeit, als auch genug Mittel zur Verfügung haben, uns über das Wort Gottes auszutauschen und es zu prüfen, werden vor ihm keine Ausrede haben. Gar keine!

Aber was tun, wenn man aufrichtig prüfen will, aber die vielen verschiedenen Meinungen einen übermannen?
Wenn dies der Fall sein sollte, sollte man alles nach Prioritäten ordnen. Denn oft ist es so, dass man sich mit unwichtigen Dingen aufhält, anstatt die wichtigen zu verstehen und dann – ganz wichtig – im Leben ganz praktisch umzusetzen. Stelle, wenn dich das betrifft, unwichtige Unklarheiten hinten an und beschäftige dich mit den glaubensentscheidenden Dingen. Wenn das deine Brüder und Schwestern auch tun, werdet ihr euch ganz automatisch weniger über die unwichtigen Dinge austauschen und viel mehr darüber, wie man die wichtigen im Alltag umsetzt.

Zum Schluss die wohl schwierigste Herausforderung beim Prüfen: Das Fleisch.
Damit meinen wir nicht, wie zuvor erwähnt, die Trägheit und Bequemlichkeit, die wir alle haben, sondern vielmehr das, dass man gerne den heiligen Text so verstehen will (bewusst oder unbewusst), wie es dem eigenen Fleisch gefällt. Wir sind in den Teilen zuvor ausgiebig auf diesen Punkt eingegangen. Das ganze – uns von unserem Herrn und Meister gelehrte – “Wiederum steht geschrieben”-Prinzip steckt in diesem Problem. Warum? Na ja, weil man sich eben oft die Verse herauspickt, die einem gefallen und die anderen blendet man aus. Aber langsam dürfen wir alle mehr und mehr verstehen, dass das so nicht funktioniert. Wir müssen uns mit der Fülle der gesamten Bibel auseinandersetzen. Und je mehr wir das tun und je mehr wir prüfen, desto häufiger wird sich das listige Fleisch offenbaren, sodass wir es durch den Geist überführen können:

Gal 5,17 Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt. [SLT]

Dieser Vers trifft ganz besonders auf das Verständnis der Heiligen Schrift zu. Blickt man mit nüchternem Auge in die gesamte Christenheit ist die Aussage dieses Verses eines der absoluten Hauptprobleme beim Verstehen und Annehmen des Wortes Gottes.

Wichtig für uns ist, dass wir das alle an uns selbst erkennen müssen. Wir möchten das wiederholen, weil es so wichtig ist: Wir müssen an uns selbst erkennen, wie unser Fleisch, unser trügerisches Herz arbeitet und uns zu überlisten versucht.

Jer 17,9 Überaus trügerisch ist das Herz und bösartig; wer kann es ergründen? [SLT]

Haben wir diesen Selbstbetrug auch nur ein einziges Mal an uns selbst erkennen dürfen, dann sollten wir dieses eine Mal nie vergessen, denn es wird uns dabei helfen, dass wir es wieder und wieder an uns erkennen. Denn eines ist gewiss: Dieser Kampf zwischen Fleisch und Geist ist nicht mal eben so gewonnen:

Röm 7,14.18.24 Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft … Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. … Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? [SLT]

Paulus hatte diesen Kampf verstanden. Paulus wusste von seinem trügerischen Herzen und der Schwachheit seines Fleisches. Keineswegs war er frei davon. Und keineswegs sind wir es!
Daher ist es so immens wichtig, dass wir diesen Kampf, der in uns stattfindet, verstehen, erkennen und annehmen. Wir sind nicht einfach so per Knopfdruck von diesem Problem befreit, weil wir jetzt irgendwie glauben, sondern durch den Glauben können wir diesen Kampf erst angehen und am Ende mit Gottes Kraft, die er uns durch seinen Sohn darreicht, auch überwinden. Aber kennen wir diesen Kampf erst gar nicht, dann kann es nicht nur sein, sondern dann wird es so sein, dass wir in diesem Kampf pausenlos in die Luft schlagen – und so unser trügerisches Ich gewinnen lassen. Ganz heimlich, schleichend und lautlos.
Je mehr wir aber diesen Kampf in uns bewusst annehmen, desto eher können wir unser Fleisch bezwingen und wie Christus unser Fleisch kreuzigen:

Gal 5,24-25 Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden. Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln. [CSV]

Am Ende lässt sich stark vereinfacht zu diesem Teil Folgendes sagen:

  • Beim Prüfen stets unser trügerisches Herz vor Augen haben.
  • Sich des inneren Kampfes bewusst sein. Falls einem selbst dieser Kampf nicht bekannt ist, Gott darum bitten, dass er diesen Kampf aufdeckt, weil wir ihn alle haben!
  • Das Lesen, Sinnen und Austauschen über das Wort Gottes, mit Gebet beginnen und mit Gebet beenden.
  • Beim Austausch haben Zorn, Streit, Zank, Neid und andere negative Dinge keinerlei Platz. Sie sind unserem Gott im höchsten Maße ein Gräuel.
  • Daher gilt: Wir müssen daran arbeiten, dass wir alle ruhiger, sanftmütiger, geduldiger und demütiger werden.
  • Dabei gilt: Weniger reden, mehr zuhören!
  • Am Ende hat viel bei unserem Austausch damit zu tun, ob wir offen für andere Ansichten sind, ob wir wirklich offen für Fehler sind, ob wir das, was uns hoffentlich in Liebe gesagt wird, auch annehmen; d.h. in kurz: ob wir die Fähigkeit besitzen, einsichtig zu sein oder nicht.

Denn wir alle …

1Kor 13,9-10 Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan. [SLT]

Diese beiden Verse sind vielleicht vielen von uns bekannt. Aber Paulus fährt mit seinem Gedanken im nächsten Vers fort und zeigt dabei auf, dass auch er mal Kind, also unmündig war. Nicht, weil er von seiner Lebenszeit als Teenager spricht, sondern weil er gewisse Dinge im Glauben einfach noch nicht wusste und unweise war. Wenn das schon ein Paulus von sich behauptet, sollten wir es vielleicht auch für möglich erachten, dass auch wir das noch sind:

1Kor 13,11 Als ich ein Unmündiger war, redete ich wie ein Unmündiger, dachte wie ein Unmündiger und urteilte wie ein Unmündiger; als ich aber ein Mann wurde, tat ich weg, was zum Unmündigsein gehört. [SLT]

Damit meint er mitunter sicherlich Ansichten über das Wort Gottes, aber noch viel sicherer meint er damit kindliche Wesenszüge, wie z.B. das Nicht-Annehmen von Wahrheiten, immer wiederkehrendes Gegenreden, mangelnde Selbstbeherrschung, “viel reden, wenig zuhören”, fehlende Reife im Umgang mit anderen, Uneinsichtigkeit und dergleichen. Alles Eigenschaften eines Kindes. Und diese sollen wir nicht haben. Wir alle sollen an uns und in uns arbeiten, …

Eph 4,13-15 bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus; damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. [SLT]

Betonung liegt auf: “sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen“!
Wir alle müssen wachsen. Am besten gemeinsam. Am besten in der Liebe.

1Thes 5,21 Prüft alles [so auch wir alle uns selbst], das Gute behaltet! [SLT]

V1.2