Eure Fragen an uns – Gal 5,1 – Gesetz Knechtschaft?

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Gal 5,1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! [SLT]

Der Vers wird meist so verstanden, dass man nun “in Christus seine Freiheit hat – v.a. die Freiheit vom Gesetz, da dieses mit dem “Joch der Knechtschaft” gleichgesetzt wird.

Wir hatten bereits mit “Mt 11,30 – Das sanfte Joch Jesu” den Unterschied aufgezeigt und dabei auch Gal 5,1 erwähnt. Jener Artikel wird am Ende mit folgenden Versen abgeschlossen:

Jak 1,25 Wer aber ständig auf das vollkommene Gesetz Gottes achtet – das Gesetz, das uns frei macht – und befolgt, was es sagt, und nicht vergisst, was er gehört hat, den wird Gott segnen. [NLB]

Jak 2,12 Maßstab eures Redens und Handelns soll das Gesetz Gottes sein, das euch Freiheit schenkt. Danach werdet ihr einmal gerichtet. [HFA]

Wie kann es sein, wenn das “Joch der Knechtschaft” das Gesetz Gottes ist, dass es dann an einer anderen Stelle als das Gesetz beschrieben wird, das uns frei macht und uns Freiheit schenkt?
Da wir wissen, dass es keinen Widerspruch geben kann, stellt sich die Frage: Was genau ist das “Joch der Knechtschaft“?

Aufschluss über diesen vermeintlichen Widerspruch zwischen diesen Stellen erhalten wir über den Gesamtzusammenhang des Briefes an die Galater und nicht durch einen Vers allein.
Ehe wir uns im Verlauf weitere Stellen ansehen, vorab erst einmal der nächste Vers nach Gal 5,1:

Gal 5,2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen. [SLT]

Wieso sagt er direkt nach dem Vers mit der Freiheit durch Christus und dem Joch der Knechtschaft genau das? Worum geht es ihm?

Aufschluss darüber bringt eine Warnung im zweiten Kapitel, bei der beide Aspekte (Freiheit und Joch) im Zusammenhang mit falschen Brüdern erwähnt werden:

Gal 2,4 Was aber die eingeschlichenen falschen Brüder betrifft, die sich hereingedrängt hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns unterjochen könnten; [SLT]

Diese falschen Brüder lehrten den anderen Sauerteig – also ungöttliche, menschliche Lehre. Daher warnt er die Galater:

Gal 5,9 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. [SLT]

Diesen Sauerteig (also Menschenlehre) benutzten die falschen Brüder, um andere zu unterjochen. Womit genau?
Die Antwort lesen wir in Gal 5,12. Hierzu eine gute Übersetzung aus der “Hoffnung für alle”-Bibel, die den Sinn der Worte Paulus sehr gut und scharf wiedergibt:

Gal 5,12 Wenn diese Leute euch so hartnäckig die Beschneidung aufdrängen wollen, dann sollen sie sich doch gleich kastrieren lassen! [HFA]

blankEs gab bei den Galatern also falsche Brüder, die durch den Sauerteig: “Ihr müsst euch beschneiden lassen, um gerettet zu werden”, andere verunsicherten und sie so in ein Joch der Knechtschaft zu spannen versuchten.
Durch diesen Zusammenhang ergeben die beiden Verse in Gal 5,1-2 auch Sinn, denn die “Freiheit durch Christus” wurde durch dieses “Joch der Knechtschaft” gefährdet.
Noch einmal die Verse:

Gal 5,1-2 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen. [SLT]

Es gab also welche (v.a. bei den Galatern), die andere dazu zwingen wollten, dass sie sich beschneiden lassen, denn nur Christus könne sie – so ihre Lehre – nicht erretten.

Es ist also exakt das gleiche Problem, wie wir es bereits in der Apostelgeschichte gelesen hatten und warum Paulus nach Jerusalem kam:

Apg 15,1 Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden! [SLT]

Anmerkung: Um die Bibel besser zu verstehen, ist es sehr hilfreich, die Briefe nicht als ein Lehrwerk zu sehen (was sie natürlich primär sind), sondern sie auch als ein Teil der Geschehnisse, der Beschreibung von den Herausforderungen und Irrlehren jener Zeit zu verstehen:

Wer schrieb an wen? Welche Umstände herrschten damals? Womit hatten die Menschen zu kämpfen? Geben andere Briefe oder andere Teile der Heiligen Schrift Aufschluss über die Passage, die man gerade betrachtet? usw.

Wie wir hier in der Apostelgeschichte sehen konnten, hilft der Bericht um das Konzil sehr, um die Herausforderungen der Apostel hinsichtlich falscher Lehre besser zu verstehen.

Eines der am häufigsten wiederkehrenden Probleme mit Irrlehren war eben die der Beschneidung:
Ihr müsst euch beschneiden lassen, sonst könnt ihr nicht gerettet werden“.

Gegen diese Gesinnung und Lehre hatte Paulus pausenlos zu kämpfen, v.a. bei den Galatern. Daher schreibt er nach Gal 5,1-2 weiter:

Gal 5,3-4 Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen! [SLT]

Diese Aussage steht im unmittelbaren Zusammenhang zu einer Aussage drei Kapitel zuvor:

Gal 2,16 weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird. [SLT]

Er sagt also denjenigen – vielmehr bezeugt er nochmals jedem Menschen – wenn wir  denken, dass wir nebst dem Glauben an Christus Jesus zusätzlich uns noch beschneiden lassen müssen, um gerettet zu werden da das Werk des Sohnes Gottes dafür irgendwie nicht ausreicht – dann sind wir aus der Gnade gefallen. Denn natürlich reicht das Werk unseres Erlösers für unsere Errettung aus! Aber wenn man denkt, dass das nicht reicht und man müsse sich mindestens noch beschneiden lassen (wie in Apg 15,1 gelesen), dann

Gal 5,2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen. [SLT]

Warum kamen solche Lehren überhaupt auf?

Die Motive dieser Leute und ihrer falschen Lehren waren unterschiedlich. Die einen wandelten noch im Fleisch, andere hatten ein Ungleichgewicht im Verständnis zwischen Gnade und Gesetz, wiederum andere verstanden die Größe des Werkes am Kreuz nicht.
Bei den Galatern gab es einen anderen Grund, nämlich Ansehen, aber noch vielmehr Angst.

Diesen Grund kann man erneut leicht erkennen, wenn man nicht einzelne Verse, sondern den Brief als ein Ganzes liest; denn ziemlich weit am Ende steht geschrieben:

Gal 6,12 Die Leute, die euch dazu drängen, dass ihr euch beschneiden lasst, wollen nur vor den Menschen gut dastehen. Sie wollen für ihr Bekenntnis zum gekreuzigten Christus nicht verfolgt werden. [NEÜ]

blankAm Ende kann man sagen (nachdem man es für sich selbst sorgfältig geprüft hat), dass das “Joch der Knechtschaft” menschliche und nicht göttliche Lehren sind, die zwar ihren Ursprung in der Heiligen Schrift haben können (wie z.B. die Beschneidung), aber von einer Gruppe von Leuten stammen, die andere im Glauben zu gewissen Taten drängen und sie verunsichern, indem sie die Errettung von ihren eigens erdachten Menschenlehren abhängig machen.

Ein, in der Geschichte des Christentums, immer wieder auftauchendes Problem: “Du musst dieses oder jenes tun bzw. glauben, sonst kannst du nicht errettet werden oder sonst bist du kein wahrer Gläubiger.” usw.
Bis zu unserer heutigen Zeit hat sich daran nicht viel verändert. Lediglich der Sauerteig hat sich verändert: damals war es die Beschneidung, dann irgendwann war es der sog. “Ablass der katholischen Kirche”, heute sind es andere Dinge, an die man glauben muss, da man ansonsten nicht gerettet sei oder den Geist Gottes nicht innehabe.

Aber “unter dieses Joch” und “unter diese Knechtschaft” der Menschen sollen wir uns nicht stellen – und ob wir aktuell noch unter irgendeinem “Joch der Knechtschaft” gespannt sind, sollten wir alle an uns selbst prüfen.

Denn von selbst erdachten Menschengeboten hat uns unser Herr ein für alle Mal befreit!

Gal 5,1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen! [SLT]

V1.5

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