5. Vorsicht vor “Extremen”, wie z.B. “alles, nie, immer” usw.
Dieser Abschnitt lässt sich einfach und schnell abhandeln, denn im Kern geht es nur um eine Sache: Ein “immer” ist nicht immer ein “immer”, ein “alles” ist nicht immer ein “alles”, ein “nie” ist nicht immer ein “nie” usw.
Auch hier wieder ein paar biblische Belege zur Veranschaulichung:
Zef 1,2 Ich werde alles von der Fläche des Erdbodens ganz und gar wegraffen, spricht der HERR; [CSV]
Oder in der Schlachter 2000-Übersetzung:
Zef 1,2 Ich will alles vom Erdboden gänzlich wegraffen!, spricht der HERR. [SLT]
Dazu noch der nächste Vers aus Zefanja:
Zef 1,3 Ich werde Menschen und Vieh wegraffen, ich werde wegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres und die Anstoß Gebenden samt den Gottlosen; und ich werde die Menschen ausrotten von der Fläche des Erdbodens, spricht der HERR. [CSV]
Ziemlich harte Worte, die besagen, dass alle Menschen und alle Tiere ausgelöscht werden. Und zwar ganz und gar. Aber wiederum steht geschrieben:
Zef 2,9 Darum, so wahr ich lebe, spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, soll Moab gewiss wie Sodom und die Kinder Ammon wie Gomorra werden, ein Besitztum der Brennnesseln und eine Salzgrube und eine Wüste in Ewigkeit. Der Überrest meines Volkes wird sie berauben, und das Übriggebliebene meiner Nation sie beerben. [CSV]
Also wurde doch nicht alles “gänzlich” bzw. “ganz und gar weggerafft“, sodass der “Mensch ausgerottet wird von der Fläche des Erdbodens“, sondern es gibt einen Überrest und ein Übriggebliebenes seines Volkes; d.h., dass in diesem Fall “alles” nicht wirklich wortwörtlich “alles” ist.
Ein weiteres Beispiel zu dem Wörtchen “alles”, welches ebenfalls unmöglich wörtlich gemeint sein kann:
1Kor 10,23 Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut. [CSV]
Offensichtlich ist uns kein Mord erlaubt; auch keine Unzucht oder Ehebruch oder Gotteslästerung und dergleichen. Also ist “alles” nicht wirklich wortwörtlich “alles”.
Dies sind nur zwei von unzähligen Beispielen, bei denen entweder der Zusammenhang oder die gesunde Logik uns aufzeigen, dass “alles” nicht wortwörtlich “alles” bedeuten kann.
Oft ist es aber so, dass die Verse, die Aufschluss darüber geben, ob ein “alles” wirklich ein “alles” oder ein “nie” wirklich ein “nie”, ein “immer” wirklich ein “immer” ist usw., nicht so nah beisammenstehen, sodass man sofort erkennen und sich selbst sagen könnte: “Ah ok, damit ist jetzt nicht wortwörtlich ‘alles, nie, immer, ganz und gar’ usw. gemeint, sondern der jeweilige Vers betont etwas sehr stark und benutzt daher diese Worte, aber keinesfalls ist diese Stelle buchstäblich zu verstehen.”
Diese und ähnliche Verse muss man daher mit Vorsicht betrachten und nicht gleich unverrückbare Dogmen daraus machen. Wie immer, ist auch hier, der Zusammenhang entscheidend! Ferner ist die Art und Weise, wie die Heilige Schrift manche Dinge formuliert und betont nicht unbedingt auf den ersten Blick verständlich und benötigt jahrelangen Umgang mit dem Wort Gottes und Übung in der Führung des Geistes.
Falls an dieser Stelle die berechtigte Frage aufkommt: “Ja, aber was kann ich denn dann wortwörtlich nehmen?”
Die Antwort darauf ist klar und eindeutig: “Im Prinzip alles! Außer der Zusammenhang zeigt etwas anderes auf.”
Daher, um das Wort Gottes in Wahrheit unterscheiden zu können, benötigt es – wie bei allen Dingen des Glaubens – Gebet, Eifer, Zeit und natürlich allen voran Gottes Geist, um diese Zusammenhänge mehr und mehr verstehen zu dürfen. Damit dies geschieht, müssen wir uns – sofern wir es aufrichtig wollen – nach dieser Gott wohlgefälligen Erkenntnis ausstrecken und den entsprechenden Fleiß dafür aufbringen:
2Tim 2,15 Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt. [CSV]