Wächter des Wortes – Wie prüft man Biblisches? – Teil 6: Vorsicht

6. Vorsicht: Wörterbücher, Lexika, Wortwurzeln, Grundformen & Co.

Durch den rasant schnellen technologischen Fortschritt benutzen immer mehr Gläubige Bibel-Programme, die beim Erforschen der Heilgen Schrift helfen. Dazu gehören auch digitale Wörterbücher, Lexika, Konkordanzen und ähnliches, anhand derer man (ohne dem Alt-Hebräischen oder Alt-Griechischen mächtig zu sein) zumindest ansatzweise den jeweiligen Grundtext im AT oder NT nachvollziehen kann. So sehr diese Hilfsmittel auch unterstützen können, können sie uns gleichzeitig auch in die Irre führen. Wie?

Oft bis immer ist es der Fall, dass man die jeweilige Sprache nicht beherrscht. Dennoch kommt es vermehrt vor, dass einige durch die Hilfe dieser Wörterbücher meinen, Hebräisch oder Griechisch zu können. Jedoch zeigt die Realität leider sehr häufig auf, dass man weder die Sprache, noch das Bedienen des Wörterbuches richtig kann. Klingt vielleicht hart, aber leider ist dem so.

Auch hier wieder direkt ein Beispiel zur Veranschaulichung, welches sehr häufig vorkommt: Das Strongs-Lexikon.
Dieses Nachschlagewerk ist eines der am weitesten verbreiteten Bibel-Lexika der Welt. Man könnte sagen, dass es die Nr. 1 weltweit ist. Das Lexikon selbst ist so aufgebaut, dass z.B. unsere Wörter wie “ich bin, du bist, wir sind, ich werde, du warst” usw. alle nur mit der einen Grundform, also dem Verb “sein” wiedergegeben werden (in dem Fall mit dem hebräischen “hajah”); ganz so wie bei einem normalen deutschen Wörterbuch auch, man alle Formen eines Verbs unter einem einzigen Eintrag wiederfindet. Anders ausgedrückt: Das Strongs-Lexikon hat keine einzelnen Einträge für “bist, sind, bin, werde, war” usw., sondern es hat lediglich nur einen Eintrag für die jeweilige Grundform. Warum ist das wichtig zu wissen?

Auch hierzu wieder ein Beispiel zur Veranschaulichung:

1Mo 1,1-2 Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. [CSV]

Anhand dieses Verses wird gelehrt, dass die Erde anstatt 6.000 Jahre z.B. auch fünf Milliarden Jahre alt sein könnte, denn zu Beginn “war” – dieser Lehre nach – die Erde nicht wüst und leer, sondern sie “wurde” (zwischen dem ersten Vers und dem zweiten Vers) wüst und leer; d.h. der Text würde dann Folgendes sagen:
“Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde wurde wüst und leer…”

Wie kann man auf so etwas kommen? Unter anderem eben dadurch, dass man z.B. anhand des Strongs-Lexikons das Wort “war” (bei “die Erde war wüst und leer“) nachschlägt und dann sieht, dass dieses hebräische Wort an anderen Stellen auch mit “wurde” übersetzt wird. Ergo – so die falsche Annahme – kann ich dieses “wurde” hier auch anstatt dem “war” einsetzen. Das Ergebnis ist dann, dass aus dem Schöpfungsakt “im Anfang” bis zu der Feststellung “wüst und leer” durchaus zig Milliarden Jahre vergangen sein könnten; denn die Erde “war” ja nicht wüst und leer, sondern sie “wurde” wüst und leer. So die Theorie.

Unabhängig davon, dass das Hebräische nur zwei Zeitformen kennt, zeigt eine derartige Behauptung, dass diejenige Person leider keinerlei Ahnung hat, wovon sie redet. Weder Ahnung vom Hebräischen, noch von der Bedienung des Lexikons bzw. der entsprechenden Software dazu. Das muss man in aller Sanftmut, aber Klarheit sagen.

blankWas man auch sagen bzw. viel mehr betonen muss, ist:
Wir sind keine Spezialisten beider Sprachen. Wir haben aber, Gott sei es gedankt, Brüder, die dem Hebräischen und Griechischen mächtig sind. Aber da eben auch nicht dem Alt-Hebräischen und Alt-Griechischen. So oder so würden wir uns niemals als Kenner dieser Sprachen bezeichnen. Wir möchten hier lediglich unsere Erfahrungen teilen, aber v.a. vor den Gefahren warnen, wenn man mit diesen Wörterbüchern, Lexika oder Programmen umgeht oder von anderen vermeintlich biblische Lehre aufnimmt, die aufgrund der mangelhaften Kenntnis beider Sprachen und/oder der falschen Bedienung dieser Programme herrühren.

Bedeutet das, dass alles rund um diese Hilfsmittel zu verwerfen ist? Das sei ferne! Keineswegs ist das verwerflich. Sie sind im höchsten Maße dienlich, aber eben nur, wenn sie richtig angewandt werden. Was wir bei diesem Punkt also mitteilen wollen, ist, dass es regelrechte Fallen bei der Nutzung gibt und auf diese möchten wir hinweisen.

Eine weitere dieser Fallen sind hebräische Wörter, die nahezu komplett unterschiedliche Bedeutungen haben können. Um hier nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen: “lun”, Strong-Nummer h3885.
Dieses Wort kann “übernachten”, aber auch “murren” bedeuten. Nicht unbedingt zwei Wörter, die in unserem deutschen Sprachverständnis irgendetwas miteinander gemeinsam haben. Was jetzt aber ab und an passiert, ist Folgendes: Das einzelne Wort wird nachgeschlagen, es werden die verschiedenen Bedeutungen rausgesucht und diese werden dann, man muss schon fast sagen “nach Lust und Laune”, an anderen Stellen eingesetzt.
Dass das so einfach nicht geht, zeigt eben so ein Beispiel wie “murren” und “übernachten”. Wir können nicht aus einem: “Er übernachtete dort im Obergemach.” ein: “Er murrte dort im Obergemach.” machen. Dennoch tut man ähnliche Dinge, die meist auf den ersten Blick nicht so unterschiedlich wie dieses Beispiel mit “murren und übernachten” erscheinen, aber dennoch demselben Prinzip folgen, d.h.: man tauscht beliebig Wörter miteinander aus, weil sie im Lexikon den selben Eintrag haben. Und so funktioniert das leider nicht – zumindest nicht immer.

blankblankDaher muss man mit solchen “Spielereien” vorsichtig sein. Erst recht, wenn man die Sprache selbst gar nicht kennt und auch nicht genau weiß, wie so ein Wörterbuch aufgebaut und anzuwenden ist.

Noch ein Beispiel zur Veranschaulichung:

3Mo 4,2 Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wenn jemand aus Versehen sündigt gegen irgendeines der Verbote des HERRN, die nicht getan werden sollen, und irgendeines von ihnen tut … [CSV]

Sieht man nun hinter dem Wort “Verbot” nach, wird man sehen, dass sich dahinter das hebräische Wort für “Gebot” verbirgt und nicht für “Verbot”. Man kann also durch einen Klick völlig in die Irre geführt werden, weil man das totale Gegenteil dessen im Wörterbuch liest, als was der hebräische Text selbst sagt. Fängt man auch hier wieder an, diese Worte (genauer diese Übersetzungen) wie “Synonyme” im heiligen Text hin- und herzuschieben, wird man logischerweise auf völlig irrsinnige Schlussfolgerungen kommen.
Auch hier gilt wieder: Vielleicht wird uns das bei dem Wort für “Gebot und Verbot” nicht passieren, da der Unterschied so auffällig ist, aber bei wiederum anderen Wörtern ist der Unterschied vielleicht nicht so groß, sodass dieses “falsche Vertauschspiel” erst gar nicht auffällt.

Ein weiteres warnendes Beispiel im Umgang mit Wörterbüchern ist der Wortstamm.
Die hebräische Sprache ist in diesem Punkt im höchsten Maße faszinierend. Natürlich, denn sie ist ja auch die von Gott ursprünglich für die Menschheit vorgesehene Sprache (ehe alle Sprachen der Welt aus der Rebellion und Verwirrung entstanden sind (s. 1Mo 11,7)). Innerhalb dieser von Gott für uns vorgesehenen hebräischen Sprache gibt es etwas, was sich Wortstamm oder auch Wortwurzel nennt.

Auch hier wieder direkt ein Beispiel dazu: Im Hebräischen hängen “der Erdboden, die Farbe ‘rot’, das Blut und der Mensch” alle miteinander zusammen. Logisch, weil das Blut rot und im Menschen ist, welcher zuerst aus dem Erdboden geformt wurde. Das heißt, alle vier Wörter (Erdboden, Mensch, Blut und rot) hängen miteinander zusammen und haben daher auch denselben Wortstamm. Eine faszinierende Sprache. Halt göttlich. 🙂

Nun passiert es, dass dieser Aufbau auf Grundlage der Wortwurzel teilweise sehr fragwürdig angewandt wird. Soll heißen: Wenn es einem in die Lehre und den Kragen passt, greift man auf diese Wortwurzeln zurück, passt es aber nicht, wird es entweder passend gemacht oder gar ganz ausgeklammert.
Auch hier wieder ein Beispiel zur Veranschaulichung. Wir nehmen, wie beim Löwen zuvor auch, explizit einen “herausfordernden” Fall, in der Hoffnung, dass es sich dadurch besser für uns alle einprägt:

Unser himmlischer Vater warnt uns eindringlich vor einigen Dingen, dazu gehört u.a. dieser Vers:

3Mo 20,6 Und die Seele, die sich zu den Totenbeschwörern und zu den Wahrsagern wendet, um ihnen nachzuhuren, gegen diese Seele werde ich mein Angesicht richten und sie ausrotten aus der Mitte ihres Volkes. [CSV]

Das Wort, welches sich hinter “Totenbeschwörer” verbirgt ist das hebräische “ob”, dessen Wortwurzel, “ab” = Vater ist. Das heißt, dass das Wort für “Vater” mit dem Wort “Totenbeschwörer” zusammenhängt (laut Lexikon: “anscheinend durch die Idee des Plapperns des Namens eines Vaters”).

blankOb das der wahre Grund ist oder nicht, spielt erst einmal keine Rolle. Das Wichtige an diesem Punkt ist, dass die Heilige Schrift voll mit solchen Wörtern ist, bei denen man mit “Wortwurzel-Spielereien” aufpassen muss – erst recht, wenn man der Sprache nicht mächtig ist und, man muss es leider so sagen, stümperhaft und nicht ehrfürchtig genug mit dem heiligen Text umgeht.

Jes 66,2 Denn dies alles hat meine Hand gemacht, und so ist dies alles geworden, spricht der HERR. Ich will aber den ansehen, der demütig und zerbrochenen Geistes ist und der zittert vor meinem Wort. [SLT]

Eines ist Fakt: Wir sind zu 99,99% keine Spezialisten. Daher sollten wir auch nicht so tun oder bei anderen den Eindruck erwecken, dass wir es dennoch sind, denn …

Gal 6,3 Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. [SLT]

Daher der Wehe-Ruf Gottes dazu:

Jes 5,21 Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und die sich selbst für verständig halten! [SLT]

blankAbschließend zu diesem Punkt möchten wir, wie bei allen Punkten zuvor auch, erneut betonen: Natürlich sind Wörterbücher, Lexika & Co. enorm hilfreich. Wir möchten durch die aufgeführten Punkte auch nicht Zweifel säen, sondern lediglich brüderlich helfen, indem wir zur Vorsicht aufrufen: zur Vorsicht im eigenen Studium, aber v.a. zur Vorsicht beim Aufnehmen von Lehren.

blankWir müssen prüfen, prüfen, prüfen!
Und je mehr wir nebst den Vorteilen auch die möglichen Nachteile und Gefahren kennen, desto besser können wir prüfen und desto weniger werden wir in die Irre gehen bzw. in die Irre geführt werden!

Wir dürfen keineswegs denken, weil wir jetzt dank eines Programms ein wenig die beiden biblischen Sprachen verstehen können, dass wir jetzt Sprach-Spezialisten sind. Wir müssen in der Demut bleiben, uns genug Zeit reservieren (und nicht die faule Abkürzung nehmen, die unserem Fleisch gefällt) und den Text in der Fülle sprechen lassen; d.h.: nicht einzelne Wörter anklicken und “schwupps” sich ein Verständnis aneignen, sondern am besten alle Stellen zu einem Wort in der Bibel selbst nachlesen, sodass wir verstehen, wie Gott selbst diese Wörter in der Fülle seiner Heiligen Schrift benutzt. Auf diese Weise wird sich unser Verständnis des gesamten Wortes Gottes als auch von einzelnen Wörtern innerhalb der Heiligen Schrift mehr und mehr vertiefen.

Wir möchten das noch einmal mit anderen Worten wiederholen:
Wir brauchen Zeit, den Willen und den nötigen Fleiß, sich die jeweiligen Wörter in der Summe anzusehen und selbst durch die Heilige Schrift zu erfahren, wie die jeweiligen Wörter in den verschiedenen Zusammenhängen genutzt werden. Sich das Verständnis durch Wörterbücher oder gar fehlbare Menschen vorgeben zu lassen – ohne es selbst zu prüfen – kann und wird immer gefährlich sein und bleiben.

Daher noch einmal der Vers:

Jes 66,2 Denn dies alles hat meine Hand gemacht, und so ist dies alles geworden, spricht der HERR. Ich will aber den ansehen, der demütig und zerbrochenen Geistes ist und der zittert vor meinem Wort. [SLT]