INTERN – Der biblische Kalender – Sonne, Mond & Sterne – Der Tagesbeginn

Der Versöhnungstag

Wie wir eingangs anhand der Heiligen Schrift sehen konnten, kann ein Tag nebst den 24 Stunden auch einen 12-Stunden-Sonnentag meinen. Wie ist das bei den biblischen Festtagen? Welche Art des Tages ist da gemeint?
Anders gefragt: Wenn ein Fest sieben Tage andauert, ist dann nur tagsüber Festzeit und nachts nicht? Sodass es immer hin und her springt: Fest, nicht Fest, Fest, nicht Fest? Natürlich nicht. Die vollen sieben Tage sind Festzeit – sowohl tagsüber als auch, wenn es dunkel ist.

Wie ist es bei einem einzelnen Festtag?
Da die hohen biblischen Festtage, wie z.B. das Pfingstfest oder der 1. und 7. Tag der ungesäuerten Brote und dergleichen mit dem Gebot verbunden sind, sich “heilig zu versammeln”, aber gleichzeitig nicht vorgegeben wird, wann genau das geschehen soll, bleibt es jedem selbst überlassen, wann er das macht. Das heißt, völlig unabhängig davon, ob man jetzt denkt, dass der Tag mit Sonnenaufgang oder -untergang beginnt, ist es rein prinzipiell möglich, sich abends oder tagsüber zu versammeln. Es gibt keine genaue göttliche Vorgabe dafür.

Aber wie sieht das beim Versöhnungstag aus?
Bei diesem Tag ist es anders, denn hier gibt es durchaus einen von Gott vordefinierten Startpunkt:

3Mo 23,32 Ein Sabbat der Ruhe soll er für euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien; am Neunten des Monats, am Abend, vom Abend bis zum Abend sollt ihr euren Sabbat feiern. [CSV]

Wir hatten zuvor, z.B. beim Dienst am Heiligtum gesehen, dass der Abend noch zum selben Tag gehört (egal ob man den Tag durch Sonnenauf- oder -untergang bestimmt). Wichtig bei all dem ist aber Folgendes:
Das biblische Verständnis des Abends ist nicht wie unser weltliches Verständnis, bei dem der Zeiger auf unseren Uhren in dem einen Moment noch 23:59:59 ist und somit den alten Tag anzeigt und dann im nächsten Augenblick, also um 0.00 Uhr, dann schlagartig der neue Tag beginnt. Nein, sondern der biblische Zeitverständnis am Abend beschreibt eine Zeit, in der das eine in das andere übergeht.

Was meinen wir damit?

Das hebräische “erev” (was für den “Abend” steht) gibt dieses “ineinander Übergehen” schon im Verständnis des einzelnen Wortes wieder.
Und wenn wir mit unseren Augen rausschauen, sehen wir dieses biblische Verständnis auch in der Schöpfung, d.h. es wird für uns kein Lichtschalter umgelegt, sodass es von dem einen Moment zum anderen dunkel wird, sondern die helle Phase des Tages geht langsam in die dunkle Phase über. Diese beiden Phasen überlappen sich und sind somit nicht klar voneinander trennbar, wie es beim weltlichen Verständnis des Tages ist.

Wenn man dieses “ineinander übergehen” verstanden hat, gibt es auch keinen Widerspruch mit der folgenden Feststellung fünf Verse zuvor:

3Mo 23,27 Doch am Zehnten dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag; eine heilige Versammlung soll euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen. [CSV]

Hier wird der Versöhnungstag klar und unmissverständlich definiert: Der 10.07. ist  der Versöhnungstag und nicht der 09.07. Und in 3Mo 23,32 lasen wir, dass dieser am Neunten des Monats am Abend beginnen und bis zum Abend des 10.07. gehen soll.

Beginnt der Tag mit Sonnenaufgang, dann ist die Hälfte des Versöhnungstages am 9.7. und die andere Hälfte am 10.7. Ist das möglich? Sagen wir mal so: Es ist nicht unmöglich, aber der Text sagt hier und an anderen Stellen (z.B. 3Mo 16,29, 4Mo 29,7 usw.) klar und deutlich, dass der Versöhnungstag am 10.7. ist.

Aber dann die Frage: Wieso erfolgt überhaupt diese Feststellung mit dem Beginn am Abend des 9.7.? Wieso wird das explizit erwähnt?

Generell lässt sich festhalten:
Jeder biblische Festtag hat nebst dem, dass wir nicht unserer Werksarbeit nachgehen sollen, v.a. eine Gemeinsamkeit: die heilige Versammlung. Da der Tag aus der dunklen und hellen Phase besteht (egal mit welchem Verständnis des Tagesbeginns), steht es – wie zuvor erwähnt – der Versammlung frei, wann sie sich trifft. Als Beispiel im klassischen Verständnis des wöchentlichen Sabbats: Es ist biblisch nicht definiert, ob man sich z.B. am Freitag Abend oder Samstag tagsüber versammelt. Wichtig ist, dass man sich versammelt.

Zurück zum Versöhnungstag und wieso hier explizit der Startzeitpunkt genannt wird. Dazu noch einmal der Vers:

3Mo 23,27 Doch am Zehnten dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag; eine heilige Versammlung soll euch sein, und ihr sollt eure Seelen kasteien und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen. [CSV]

Hier lesen wir, nebst dem, dass “eine heilige Versammlung” an diesem Tag stattfinden soll, dass wir uns an diesem Tag auch “kasteien sollen”. Da es, wie zuvor erwähnt, biblisch nicht definiert ist, wann genau diese heilige Versammlung stattfinden soll, braucht es keine nähere zeitliche Angabe dazu. Das “Kasteien” aber wird hier zeitlich definiert; sprich uns ist es nicht möglich zu sagen: Ich kasteie mich an diesem 10.7. nur tagsüber und der nächste nur bei Nacht, sondern es wird biblisch definiert, wann es beginnt und wann es aufhört, damit jeder sich die vollen 24 Stunden des Versöhnungstages kasteit. Und an welchem Tag diese Kasteiung stattfinden soll, kann man anhand der Heiligen Schrift frei von Meinungen und Interpretationen beantworten:

3Mo 23,27 Doch am Zehnten dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag… [CSV]

3Mo 16,29 Und dies soll euch zur ewigen Satzung sein: Im siebten Monat, am Zehnten des Monats, sollt ihr eure Seelen kasteien und keinerlei Arbeit tun… [CSV]

Noch einmal anders ausgedrückt:
Das Besondere bei diesem Fest ist, dass es ein andauerndes Gebot beinhaltet: das Kasteien. Dieses Kasteien ist hinsichtlich der Zeit nicht frei definierbar. Daher ist es nötig, den Zeitraum dafür genau zu bestimmen. Es steht uns also nicht frei (wie beim Versammeln bei den anderen Festtagen), ob es tagsüber oder am Abend stattfindet, sondern es soll den vollen 24-Stunden-Tag andauern. Daher die zeitliche Angabe: vom Abend bis zum Abend.

Man könnte hier schon sagen, dass das stark danach aussieht, dass der Tag am Abend beginnt. Für einige ist das sogar eindeutig so. Aber wir wollen nicht voreilig eine Entscheidung treffen, sondern weiter suchen, ob es Verse gibt, die dem widersprechen oder es bestätigen.