25. Die persönliche Brille
1Kor 3,18 Niemand betrüge sich selbst! Wenn jemand unter euch sich für weise hält in dieser Weltzeit, so werde er töricht, damit er weise werde!
Diese Feststellung von Paulus könnte man auch so umschreiben:
Die beste Weise, um weise zu werden, ist, sich völlig seiner eigenen Weisheit “zu entleeren”, um sich dann wiederum völlig mit göttlicher Weisheit “zu füllen”.
Obwohl Paulus wusste, dass das so natürlich nicht möglich ist (da wir unser Wissen nicht einfach so auf “null” setzen können), zeigt seine Aussage dennoch deutlich, was wir auch schon zuvor beim Exodus lernen durften: Man muss sich direkt nach dem Passah darum kümmern, den Sauerteig aus sich auszufegen.
Ihr seht hier erneut, dass die Lehren und die Prinzipien des Exodus immer und immer wieder in der Heiligen Schrift auftauchen. Aber das “Loswerden des Sauerteigs” ist bei diesem Punkt hier nicht allein die Lösung. Denn selbst wenn man alles richtig macht und sich von den weltlichen Dingen trennt, Gemeinschaft mit Geschwistern hat und fleißig die Heilige Schrift liest, kann es immer noch sein, dass wir beim Lesen das Wort durch unsere “persönliche Brille” aufnehmen, weil noch Rest-Sauerteig in uns ist, der unser Denken und Handeln beeinflusst.
In anderen Worten: Der Sauerteig der Welt kann unser Verständnis der Wahrheit verzerren! Kurz ein Beispiel dazu, welches wir häufig zur Veranschaulichung der “persönlichen Brille” nutzen. Es ist extrem, trifft aber gleichzeitig den Nagel auf den Kopf, weil es sehr, sehr häufig genau so gesagt wird. Zuerst der Vers dazu:
Mt 5,17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!
Durch die Brille des Christentums, das das Gesetz abgeschafft hat, wird dieser Vers oft so verstanden, dass man sich einzig und allein nur auf das Wort ”erfüllen” konzentriert. Klar, weil Jesus ja ansonsten genau das Gegenteil der gängigen christlichen Lehre gelehrt hätte. Da das durch die Brille unserer christlichen Geschwister betrachtet aber nicht sein kann, sagt man sich dann: “Das steht voll und ganz im Einklang mit meinem Verständnis, dass Christus gekommen ist, um das Gesetz einmal zu erfüllen, sodass es danach abgeschafft werden kann.”
Dass dieses Verständnis den Rest des Verses völlig ausblendet und auch die nachfolgenden Verse in 18-20 völlig auf den Kopf stellt, nimmt man dann gar nicht bewusst war. Die durch den Sauerteig verzerrte Sicht lässt die Stelle so verstehen, wie man generell die Gesetzesfrage schon zuvor gesehen hatte. Dass aber hier durch unseren Erlöser genau vor der Abschaffung des Gesetzes gewarnt wird, wird dann nicht wahrgenommen. Das ist die Gefahr der “persönlichen Brille”.
Als Tipp hier: Da auch du eine persönliche Brille aufhaben kannst, schreibe dir zu einem biblischen Thema alle Verse in eine Art Tabelle auf. Um z.B. bei der Gesetzesfrage zu bleiben: Schreibe dir auf die eine Seite die Verse auf, die du so verstehst, dass das Gesetz abgeschafft sei und auf die andere Seite dann z.B. Verse wie Mt 5,17-20, die klar zeigen, dass das Gesetz noch gültig ist. Dann bete um Klarheit und sprich mit anderen über diese vermeintlichen Widersprüche. Achte dabei auf die Antworten deiner Gesprächspartner. Weichen sie aus, springen sie zu anderen Versen oder konzentrieren sich wie bei der Matthäus-Stelle nur auf einzelne Wörter? Oder gehen sie ganz konkret auf deine Fragen ein? Prüfe auch hier alles. Und zwar gründlich. Denn wie zuvor erwähnt: die Verwirrung ist groß.
(Hilfreiche Tipps fürs leichtere Verständnis der Bibel: “Wächter des Wortes” Serie)